Umbau einer Les Paul – Teil IV
Umbau in drei Akten
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]- Erster Anlauf mit Lötleiste •
- Versuch zwei mit Zentralplatine •
- Planung zum dritter Versuch •
- Realisierung
Erster Anlauf mit Lötleiste
Die Umsetzung der Schaltung ging durch mehrere Versuche. Grundsätzlich sollten zusätzlich eingebaute Bauelemente (Kondensatoren und Widerstände für die Bleeding Caps und die Parallelschaltung) nicht direkt auf die Potis bzw. auf die Push-Pull-Schalter gelötet werden, da Potis und Schalter so bei mehreren Versuchen recht schnell zerbraten werden. Außerdem sollte das „Herumlöten“ in der Gitarre (auf dem Bügelbrett;-) auf ein Minimum beschränkt bleiben.
Eine Umsetzung, bei der die Bauelemente auf einer Lötleiste verlötet wurden, scheiterte am zu großen Platzbedarf – die Lötleiste war letztendlich zu groß.
Versuch zwei mit Zentralplatine
Danach wurde beschlossen, die in der Gitarre befindlichen Anschlüsse (Tonabnehmer, Tonabnehmerschalter) mit Steckverbinder auszustatten für die anderen Widerstände und Kondensatoren Schaltkreisfassungen auf eine Leiterplatte zu löten. Da im Elektronikfach nicht allzu viel Platz zur Verfügung steht, wurde eine Leiterplatte entworfen, deren zwei Teile (jeweils für Hals- und Stegtonabnehmer) über eine kleine Brücke verbunden ist, auf der der Anschluss zum Tonabnehmerschalter liegt. Hier hatte das Leiterplattenmaterial nicht die notwendige Stabilität – die Platine brach beim nachmaligen Zurechtdrücken des Steckers an dieser Stelle durch ;-(
Nichtdestotrotz – für Unverzagte und zur Dokumentation – das Layout dieser Streifenleiterplatte. Zur Nachnutzung, d. h. um das Durchbrechen der Platine zu vermeiden, müssen ggfs. die beiden Cuts an der schmalen Stelle der Platine (in I10 und K14) ein wenig aufgebohrt und dort kleine Abstandshalter eingesteckt werden.
Weiterhin wurden die Verbindungen A5—B5 und R18—S18 gestrichelt gezeichnet – sie erfolgen auf der Leiterseite, die Brücke von G5 bzw. M18 wird einfach auf der Leiterseite ins nächste Loch weitergeführt und in nächste Loch eingefädelt, mit der Zange flachgedrückt und mit verlötet. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass das Tonpoti „umgekehrt“ angeschlossen wird (Potianfang über den Kondensator an Signal, Schleifer und Potiende an Masse), es sollte also keine Verbindung vom Potianfang zum Gehäuse des Potis mehr geben.
Diese Platine sollte dann um 90 ° gedreht zwischen die vier Potis eingesetzt werden.
Dazu noch die Rückseite der Platine mit den notwendigen Cuts und Bohrungen:
Für den Zuschnitt einer solchen Platine ist es m. E. sinnvoll, an der Bruchkante sowohl auf der Kupferseite als auch auf der Bestückungsseite Cut für Cut nebeneinander zu setzen, um die Platine halbwegs sauber brechen zu können, ohne die Enden von Leiterbahnen auszureißen. Die folgenden beiden Fotos sollten das Prinzip verständlich machen.
An die Tonabnehmerkabel wurden Pfostenstecker angelötet. Die Belegung dieser Pfostenstecker für die Tonabnehmer ist in obigem Schaltplan, im Platinenlayout Abbildung 4.1 oder in Tabelle 4.1 weiter unten beschrieben – es wurde von der üblichen Farbreihenfolge bei den Pfostensteckern (Reihenfolge: schwarz, braun, rot, orange … ) und von der Farbkodierung bei Gibson-Tonabnehmern ausgegangen.
Planung zum dritten Versuch
Abgesehen von seinem unrühmlichen Ende hatte der zweite Versuch auch Probleme mit den Steckverbindern gezeigt, hier gab es Kontaktschwierigkeiten. Insofern schien es für einen neuen Versuch zwei Änderungen sinnvoll – zum einen sollten zwei jeweils kleinere Platinen verwenden werden und zum anderen keine Steckverbinder. Das bedeutete, die Tonabnehmerkabel doch einzulöten und nicht zu stecken.
Nun waren im vorherigen zweiten Versuch bereits Pfostenstecker (vorkonfektioniert mit Anschlusskabeln) an die Tonabnehmerkabel gelötet worden. Diese wurden nicht wieder abgelötet, sondern nur die eigentlichen Stecker abgeschnitten, so dass sich an den eigentlichen Tonabnehmeranschlusskabeln farbige Litzen mit einer bestimmten Farbzuordnung befanden. Dieses Farbzuordnung ist natürlich vorgegeben und bei den meisten Steckverbindern gleich, so dass an allen Tonabnehmern, Potentiometern etc. im Wesentlichen die gleichen Farben (beginnend mit Schwarz, dann Braun, Rot, Orange etc.) auftauchen.
Für ein sinnvolles Platinenlayout wiederum waren schon bei der Belegung der Pfostenstecker die mittleren Anschlüsse der Tonabnehmern „über Kreuz“ verbunden worden (siehe die folgende Tabelle 4.1 und auch die Schaltung in Abbildung 3.1), da sich so für die Reihen- und die Parallelschaltung der Tonabnehmerspulen jeweils Verbindungen nebeneinanderliegender Anschlüsse ergeben.
Anschluss | TA (Gibson) |
Pfosten- stecker |
---|---|---|
Zylindersp. + (North Start) |
Rot | Orange |
Zylindersp. − (North Finish) |
Weiß | Braun |
Schraubensp. + (South Start) |
Grün | Rot |
Schraubensp. − (South Finish) |
Schwarz | Schwarz |
Zur obigen Tabelle sei darauf hingewiesen, dass die Farbkodierungen der Tonabnehmer herstellerabhängig sind, die Tabelle zeigt nur die von Gibson resp. Epiphone.
In der nächsten Abbildung 4.5 noch einmal die Farbbelegung für die Anschlusskabel (ehemaligen Pfostenstecker) an den Tonabnehmerkabeln entsprechend der obigen Tabelle
Ähnliche Farbschemata wie für die Pfostenstecker an den Tonabnehmern wurden auch für die Potis und deren Push-Pull-Schalter vorgesehen. Zuerst die Farbschemata für die Volumenpotis – die Schalter übernehmen hier das Splitten bzw. die Parallelschaltung des Humbuckers.
Weiterhin die Farbschemata für die beiden Tonpotis – der Push-Pull-Schalter des Tonpotis Halstonabnehmers aktiviert die Bleeding-Caps, der des Stegtonabnehmerpotis die Umschaltung zwischen dem Splitten oder der Parallelschaltung. Beide Schalter kontrollieren jeweils Funktionen für den Hals- wie für den Stegtonabnehmer, d. h. zumindest ein Kabelpaar sollte jeweils etwas länger sein, um die jeweils andere Miniplatine zu erreichen.
Nun der Verkabelungsplan für jeweils eine Miniplatine. In den oberen Steckplätzen in der Mitte der Platine befindet sich der Korrekturkondensator für die Parallelschaltung der Tonabnehmerspulen (in der Zeichnung 1 nF) – hier kann auch ein anderer (kleinerer) Kondensator und auch parallel dazu ein Dämpfungswiderstand eingesetzt werden. In den unteren Steckplätzen befindet sich die Bleeding-Caps-Schaltung – ein Widerstand 220 kΩ und ein Kondensator 220 pF parallel.
Die Verbindung zum Tonabnehmerschalter ist hier rot/weiß gezeichnet – die Kodierung in der Gitarre war rot für den Treble-Zweig (Stegtonabnehmer) und weiß für den Rhythm-Zweig (Halstonabnehmer). Siehe auch die folgende Abbildung 4.9.
Die Verbindung vom Tonabnehmerschalter zur Ausgangsbuchse wird nicht verändert, es wird aber darauf hingewiesen, dass (auf wenn das in den Zeichnungen nicht enthalten ist) noch eine Verbindung von einem Potigehäuse zur Ausgangsbuchse gelegt wurde. Hintergrund dafür ist, dass die Potigehäuse nicht als Signalmasse in die Schaltung einbezogen worden sind, aber für ihre abschirmende Wirkung an Masse gelegt werden sollten. Außerdem sind sie bereits über die Abschirmfolie im Elektronikfach miteinander verbunden sind, so das es reicht, nur ein Potigehäuse zu erden. Einige der Push Push-Pull-Potis hatten praktischerweise eine Lotöse am Gehäuse des Schalters.
Realisierung
Nach diesen Vorgaben wurde nun die Gitarre verkabelt. Wichtig dabei war die Trennung von Masse und Schirm, das heißt, schirmende Metallteile wie die Potigehäuse und die Abschirmung im Elektronikfach waren kein Teil der Signalführung, sondern wurden getrennt von der Signalmasse zur Ausgangsbuchse geführt. (Nach dem Kauf war das Elektronikfach mit selbstklebender Aluminiumfolie ausgeklebt worden, was sich aber im Grunde erst mit den späteren Umbauten sinnvoll wurde, da die umfangreichere Verkabelung dann nicht mehr mit geschirmtem Kabel umgesetzt werden konnte.)
Die Massen (Abschirmfolie und Potigehäuse, Seitenmasse, Schaltungsmasse) wurden an der Ausgangsklinkenbuchse zusammengefasst. Die Schaltungsmasse lief über die Schirmung der vorhandenen Kabel von den beiden Miniplatinen zum Tonabnehmerschalter und von dort zur Ausgangsbuchse. Potigehäuse und Abschirmfolie wurden über die Lötöse an einem Potigehäuse mit der Ausgangsbuchse verbunden.
Der P90
Last but not least, da der Singlecoil-Tonabnehmer P90 dann irgendwann doch verfügbar war, ein vereinfachtes Verkabelungsschema zum Einbau eines Single Coils. Der Push-Pull-Schalter hat in diesem Fall keine Funktion, der Korrekturkondensator muss natürlich unbestückt bleiben.
Eine Anmerkung zum P90: Beim der Überprüfung aller Tonabnehmer auf die richtige Polarität (die Einzelspulen aller Tonabnehmer wurden nacheinander an ein Zeigermessgerät angeschlossen und eine Kombizange als großer metallischer Gegenstand schnell vom Tonabnehmer wegbewegt) war festgestellt worden, dass der P90 verpolt war. Um nicht nach dem Öffnen des Tonabnehmers darin herumlöten zu müssen, wurden nur die Magnete gedreht. Nach dem Zusammenbau zeigte sich dann kein out-of-phase-Effekt mehr.