Stromversorgung auf Pedalboards
Der Rest des Artikels
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]Ein vorläufiger Abschluss
Thema des Artikels sollte nicht eine umfassende Darstellung oder Handlungsempfehlung zur Spannungsversorgung auf dem Pedalboard sein – in diesem Artikel ging es lediglich darum, einige technisch / theoretische Hintergründe anzureißen und über Lösungsversuche zu diskutieren. Mehr ist schon „mangels Masse“ nicht möglich – weder kann sich der Autor eine Überblick über alle etablierten oder auch interessanten preiswerten Geräte verschaffen, noch besitzt der Autor die notwendigerweise umfangreiche Erfahrung einzuschätzen, wie groß beispielsweise das Problem von Brummschleifen, verursacht durch eine Daisy Chain, wirklich ist.
Insofern bleibt nur die Hoffnung, ein wenig dazu beizutragen, dass die technischen Zusammenhänge besser verstanden werden als es sich in Beiträgen à la: „Billignetzteil – brummt sowieso“ oder „Profi(!)-Netzteil – kann gar nicht brummen!“ darstellt.
Was nicht ausschließt, dass es über andere und / oder neuere Schaltungen und Konzepte diskutiert werden kann, sofern Informationen über die Geräte vorliegen.
Nachtrag zu Puffern und Kabeln
Auch wenn es nicht zum Thema „Stromversorgung auf dem Pedalboard gehört – aus Anlass einer Diskussion im Musikding-Forum und eines aufgeschnittenen Patch-Kabels hier noch kurze Anmerkungen zu Ausgangsimpedanz, Störempfindlichkeit, Höhenwiedergabe und Kabelqualität.
Insgesamt ist es, von einigen eher speziellen Vintage-Effekten abgesehen, auch im Sinne der Störsicherheit sinnvoll, auf dem Pedalboard (hinter einem Signalpuffer) möglichst niederohmig zu arbeiten. Das betrifft alle einzelnen Effekte, speziell aber das letzte Gerät vor einem längeren Kabel. Zur Erläuterung des Problems die folgende Abbildung 5.1.
Die Abbildung soll ein durchaus typisches Vintage-Szenario darstellen – ein Effektgerät mit einem relativ hochohmigen Volumenregler (Potentiometer 100 kΩ) direkt am Ausgang. Der Ausgangswiderstand der eigentlichen Signalquelle vor dem Potentiometer ist hier im Modell relativ klein, der Ausgangswiderstand des gesamten Gerätes wird vom Volumenregler bestimmt; seine Größe ergibt sich aus der Parallelschaltung beider Teilwiderstände des Ausgangspotentiometers (Rausg. = Roben || Runten). Im gegebenen Fall ergibt sich so ein maximaler Ausgangswiderstand von 25 kΩ.
Doch zurück zu Abbildung 5.1: Die linke Seite a) zeigt in einer vereinfachten Darstellung die Einstreuung in die Kabelverbindung zum nächsten Gerät oder zum Verstärker. Dabei bilden der (abstrahierte) Quellwiderstand der Störquelle und der Ausgangswiderstand des vorherigen Gerätes einen Spannungsteiler. Das heißt, die Einstreuungen sind umso geringer, je kleiner dieser Ausgangswiderstand ist.
Auf der rechten Seite b) von Abbildung 5.1: wird die Wirkung auf die Höhenwiedergabe dargestellt – der Ausgangswiderstand des letzten Gerätes und die Kabelkapazität bilden einen einfachen Tiefpass erster Ordnung, der, bei einem entsprechend langen Kabel, die Übertragung der Höhen beeinträchtigen kann. Geht man von besagtem Ausgangs-Potentiometer 100 kΩ (maximaler Ausgangswiderstand 25 kΩ) und einem halbwegs wertigen Instrumentenkabel mit einer Kabelkapazität etwa 120 pF / m und einer Länge von 6 m aus, so entsteht ein Tiefpass von etwa 9 kHz ( fTP = 1 / (2 ⋅ π ⋅ Rausg.⋅ CKabel).
Der Vollständigkeit halber noch einmal Abbildung 5.2 – hier werden die Verhältnisse bei einem niederohmigen Ausgang dargestellt:
Es sollte deutlich werden, dass sich hier die Einstreuungen über den gedachten Spannungsteiler Ri,stör / Rausg mit der Verringerung von Rausg fallen. Weiterhin sollte auch klar sein, dass sich die beschriebene Höhenblende mit einer starken Verringerung des Ausgangswiderstandes auflöst.
Für die Gesamtplanung eines Pedalboards ist also die Erkenntnis wichtig, dass niederohmige Ausgänge – einer möglichst früh im Signalweg hinter Fuzz, Big Muff etc. und einer am Ausgang vor einem längeren Kabel – sinnvoll sind. Das müssen nicht unbedingt teure Buffer als eigenständige Geräte sein – auch das eine oder andere als „f**king-tone-sucking-non-true-bypass“ verschrieene Standard-Effektgerät (BOSS, Ibanez, DOD etc.) mit aktivem Buffer in Ein- und Ausgang könnte der Gesamt-Klangqualität eines Pedalboards vielleicht auch eher guttun als schaden.
Nun noch ein Wort zu den verwendeten Kabeln. Der Autor ist sicher kein Kabelesoteriker und von Bemerkungen, einem die billigen Produkt wie z. B. diesen billigen bunten Patchkabeln, a priori keine Qualität zuzubilligen, eher genervt, … hat aber vor kurzem ein solches Kabel „untersucht“ – d. h. aufgeschnitten. Dabei wurde klar, dass auch für diese Kabel geschirmte Litze verwendet wird (was gut ist) – die Stecker ist allerdings nicht geschirmt, sondern nur in Gummi eingefasst, wie die folgenden beide Abbildungen Abbildung 5.3 und Abbildung 5.4 zeigen:
Der aufgeschnittene Stecker noch einmal im Detail:
Diese „offene Stelle“ könnte insbesondere heutzutage bei Verwendung von Schaltnetzteilen auf dem Pedalboard problematisch sein – sinnvoller sind vollständig geschirmte Kabel in Standardqualität zu verwenden.
Wie verlässlich dabei sogenannte „solderless“ bzw. lötfreie Kabel sind, kann hier nicht beurteilt werden – sie bieten jedoch dem Vorteil, dass es auch einem „elektronikfremden“ Anwender ein gut durchdachtes Pedalboard (das ist allerdings Voraussetzung) mit passend abgelängten Kabeln so zu verkabeln, dass, beispielsweise, nicht zu vermeidende Leiterschleifen (ein Netzteil, eine daisy chain, mehrere Effekte) eine möglichst geringe Fläche umfassen. Aber für den Autor gilt weiterhin: „Wer löten kann, ist klar im Vorteil ;-).“