Überlegungen und Berechnungen zum Tuning eines einfachen Bausatzes – ein Colorsound-Tremolo: Nach einer kurzen Vorplanung folgt ein Riesenhaufen Theorie: Signalpegel, Kennlinien, Regelcharakteristiken und ein stabiler LFO. Danach für Praktiker ein TLDR mit Schaltplan und praktischem Aufbau.
Ein verbessertes Colorsound-Bausatz-Tremolo
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]- Vorplanung •
- Ein Riesenhaufen Theorie •
- TLDR – Änderungen gegenüber dem Bausatz •
- Der praktische Aufbau
Dieser Artikel beschreibt anhand von Aufbau und Tuning eines Tremolo-Bausatzes – es werden die Wünsche und Anliegen zu Anpassung und Erweiterung der Schaltung aufgezählt und begründet. Die Schaltung wird beschrieben, vermessen und durchsimuliert. Am Ende des Artikels werden die Schaltungsänderungen aufgelistet und ein wenig vom Aufbau berichtet.
Vorplanung
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]Im Folgenden ersten Teil des Artikels soll es darum gehen, die grundsätzliche Funktionsweise des Colorsound Tremolo zu beschreiben und einige Tweaks umfassend zu erklären und zu begründen.
Überblick über die Schaltung
Doch zunächst zur Schaltung an sich – die folgende Abbildung 1 zeigt die Schaltung des Bausatzes, wie er vom Versandhändler uk-electronic vertrieben wird und dem Autor vorlag – der Schaltplan hier allerdings ohne Verkabelung des Fußschalters und der Status-LED.
Zum Überblick: Das (ungepufferte) Eingangssignal trifft nach Pulldown-Widerstand und Koppelkondensator auf einen Spannungsteiler, bestehend zum einen aus dem Vorwiderstand R2 sowie zum anderen aus dem Depth-Regler P2, dessen Schleifer über die Kollektor-Emitter-Strecke eines Transistors T3 mit Masse kurzgeschlossenen ist, und dem Eingangswiderstand einer nach folgenden Verstärkerstufe. Nachdem das Signal diesen Spannungsteiler durchlaufen hat, wird es in der genannten Verstärkerstufe (mit Transistor T1) wieder um einen Faktor von etwa vier verstärkt.
Der an den Schleifer des Depth-Reglers angeschlossene Transistor T3 ist an der Basis hochohmig mit dem Ausgang eines Oszillators geringer Frequenz (LFO – Low Frequency Oscillator) verbunden – dieser in seiner Frequenz variable LFO steuert also die Lautstärkeänderungen. Die Intensität dieser Lautstärkeänderungen wiederum lässt sich über den Depth-Regler einstellen.
Anforderungen an das Tuning
(Ein möglicher) Optimierungsbedarf besteht bei der Schaltung in folgenden Punkten:
- Geringer Eingangswiderstand:
-
Ein geringer Eingangswiderstand ist wohl „Vintage“ – eine moderne Lösung könnte darin bestehen, dem Gerät auf dem Pedalboard etwas Aktives (Buffer, Effekt von BOSS o. ä.) vorzuschalten. Soll heißen, ein solcher Eingangspuffer gehört nicht unbedingt in das Gerät, vielleicht ist der spezielle Vintage-Sound ja u. U. auch gewollt.
- Lautstärkeeinstellungen und -verhältnisse:
-
Das Gerät hat wohl zum einen den Ruf, dass sich die (wahrgenommene) Lautstärke beim Einschalten ändert; zum anderen kann man in der Schaltung erkennen, dass mit dem Aufdrehen des Depth-Reglers die Lautstärke nicht rhythmisch moduliert, sondern nur verringert und nicht angehoben wird – so dass der Effekt wird nicht nur intensiver, sondern der Klang auch leiser wird. Außerdem ist der Regelweg des Speed-Reglers nicht optimal.
- Stabilität des LFO:
-
Nachdem der Autor den LFO auf dem Breadboard aufgebaut hat, traten Probleme mit dessen Stabilität auf – bei kleinen Frequenzen arbeitete der LFO nicht zuverlässig.
- Belegung Transistorstellglied:
-
Weiterhin stimmt die Belegung des Transistors T3 in der Schaltung bzw. Version von uk-electronic nicht mit der des Originals der Firma Colorsound überein – beim Gerät von Colorsound wird der Transistor „andersherum“, d. h. mit dem Kollektor an Masse, eingesetzt.
- Optisch kontrollierbare Geschwindigkeitseinstellung:
-
Schließlich wäre es hübsch, wenn die Geschwindigkeitseinstellung des LFO optisch kontrollierbar wäre; z. B. durch eine pulsierende LED.
Diese Idee folgt einer einfachen Überlegung: Wenn eine grüne Status-LED für ein Bodeneffektgerät gewöhnlich über einen Vorwiderstand 4,7 kΩ angeschlossen wird, dann kann man auch eine grün pulsierende LED in den Kollektorkreis des LFO (mit einem Kollektorwiderstand von 4,7 kΩ) einschleifen, vorausgesetzt, der LFO funktioniert mit der um etwa 1,8 V (Diodenspannung der LED) verringerten Betriebsspannung noch.
All diese „Bewerbchen“ sollen im Folgenden nacheinander theoretisch abgearbeitet werden.
Ein Riesenhaufen Theorie
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]- Spannungen und Signalpegel •
- Das Stellglied – Kennlinien und Verzerrungen •
- Ein besserer Depth-Regler •
- Ein stabiler LFO
Spannungen und Signalpegel
Begonnen wird bei der Abarbeitung der „Bewerbchen“ mit den „Pegelproblemen“, d. h. mit den Signalspannungen und -pegeln innerhalb des Gerätes. Hierzu ist es sinnvoll, zunächst die Transistorstufe mit T1 zu betrachten (siehe noch einmal Abbildung 1), da sie über ihre Verstärkung und ihren Eingangswiderstand auf den Spannungsteiler am Eingang zurückwirkt.
Mathematische Herleitung:
Zur Berechnung der Verstärkung zunächst zum Arbeitspunkt: Der Arbeitspunkt dieser Transistorstufe, wichtig ist hier insbesondere die Spannung am Kollektor, wird durch die Werte der Widerstände R3, R4 und R5 sowie den Stromverstärkungsfaktor β des Transistors bestimmt. Überschlägig kann man zur Berechnung des Arbeitspunktes R3 durch β dividieren und dann davon ausgehen, dass durch die Widerstandsreihe aus R5, den durch β dividierten R3 und R4 der gleiche Strom fließt und sich die Betriebsspannung (abzüglich der Basis-Emitter-Spannung des Transistors) so in Ruhelage auf die Widerstände R5, R3 / β und R4 entsprechend deren Größe „verteilt“. Damit ergibt sich, mit einer Gleichspannung von etwa 8,4 V über der Widerstandsreihe, eine Spannung von 5,7 V über R5 (18 kΩ), von etwa 1,2 V über R3 (3,7 kΩ; β laut Datenblatt etwa 90) und von etwa 1,5 V über R4 (4,7 kΩ) und so für T1 eine Kollektorspannung von etwa 3,3 V.
Um die Verstärkung der Transistorstufe zu ermitteln, muss zunächst die Leerlaufverstärkung (d. h. die maximale Verstärkung, als wenn R4 signalmäßig kurzgeschlossen wäre) abgeschätzt werden, um dann die Verstärkung der realen, gegenkoppelten Stufe zu bestimmen.
Die maximale (Leerlauf-)Verstärkung ergibt sich aus dem Quotienten der Spannung über dem Kollektorwiderstand und der Temperaturspannung UT (unter normalen Bedingungen etwa 26 mV) und liegt bei einem Wert von mindestens hundert.
\( \begin{eqnarray} v_{\textrm{u,LL}} & = & \frac{9 \textrm{V}-U_{\textrm{C}}} {U_{\textrm{T}}} \\~\\ & = & \frac{5{,}7 \textrm{V}} {26 \textrm{mV}} \\~\\ & ≫ & 200 \tag{1}\end{eqnarray} \)
Das ist sehr viel und wäre für ein (nicht verzerrendes) Tremolo auch nicht sinnvoll – die Verstärkung der Transistorstufe wird aber im Wesentlichen durch die Gegenkopplung über R4 bestimmt, und zwar durch das Verhältnis des Kollektorwiderstands R5 (parallel dazu der Pulldown R6 als Lastwiderstand) zum Emitterwiderstand R4.
\( \begin{eqnarray} v_{\textrm{u,T1}} & < & \frac{R_5 || R_6}{R_4} \\~\\ & < & \frac{18\,\textrm{kΩ} \,||\, 100\,\textrm{kΩ}} {4{,}7\,\textrm{kΩ}} \\~\\ & < & 3{,}25 \tag{2}\end{eqnarray} \)
Um die reale Verstärkung der Stufe zu ermitteln werden jetzt maximale Leerlaufverstärkung und die Gegenkopplung reziprok addiert:
\( \begin{eqnarray} v_{\textrm{u,T1}} & = & \left( \frac{R_4}{R_5 || R_6} + \frac{1}{v_{\textrm{u,LL}}} \right)^{-1} \\~\\ & \approx & \left( \frac{4{,}7\,\textrm{kΩ}} {18\,\textrm{kΩ} \,||\, 100\,\textrm{kΩ} } + \frac{1}{200} \right)^{-1} \\~\\ & \approx & \left( \frac{4{,}7\,\textrm{kΩ}} {15{,}3\,\textrm{kΩ}} + \frac{1}{200} \right)^{-1} \\~\\ & \approx & \left( \frac{62}{200} + \frac{1}{200} \right)^{-1} \\~\\ & \approx & 3{,}15 \tag{3}\end{eqnarray} \)
Bei Vergleich der beiden Verstärkungswerte (vu,T1 = 3,15 und vu,T1,max = 3,25) zeigt sich allerdings, dass für eine überschlägige Betrachtung die Wirkung der Leerlaufverstärkung vu,LL in obiger Gleichung vernachlässigbar ist – in guter Näherung könnte man schreiben (und in weiteren vergleichenden Berechnungen einsetzen):
\( \begin{eqnarray} v_{\textrm{u,T1}} & \approx & \frac{R_5\,||\,R_6}{R_4} \tag{4}\end{eqnarray} \)
Die Stufe hat, absolut betrachtet, allerdings eine Verstärkung von etwa 3,1. Ferner ist es für die weiteren Herleitungen sinnvoll, die Parallelschaltung des Kollektorwiderstands R5 und des Ausgangs-Pulldown R6 zu einem Widerstand R56 zusammenzufassen:
\( \begin{eqnarray} R_{\textrm{56}} & = & \frac{R_5 \cdot R_6} {R_5 + R_6} \\~\\ v_{\textrm{u,T1}} & \approx & \frac{R_{\textrm{56}}}{R_4} \tag{5}\end{eqnarray} \)
Die Transistorstufe um T1 hat also eine Verstärkung von etwa minus drei und die Aufgabe, das Signal hinter dem Eingangsspannungsteiler nachzuverstärken. Darüber hinaus wirkt die Stufe aber auch in den Spannungsteiler zurück, und zwar über ihren Eingangswiderstand. Dieser Eingangswiderstand realisiert sich über zwei Wege bzw. Signalströme – den über die Basis und Emitter von T1 (rBE + RE⋅ β) und, parallel dazu, den über den Widerstand R3 und den Miller-Effekt. Der Eingangswiderstand der Transistorstufe wird im Folgenden berechnet:
Mathematische Herleitung:
Der partielle Eingangswiderstand über die Basis und den Emitterwiderstand steigt mit dem Stromverstärkungsfaktor von T1, während der partielle Eingangswiderstand über den Basis-Kollektor-Widerstand mit der Verstärkung der Stufe um T1 fällt:
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{i,T1}} & = & \left(R_4\cdot{}β + r_{\textrm{BE,T1}} \right) \,||\, \left( \frac{R_3}{−v_{\textrm{u,T1}} + 1} \right) \tag{6}\end{eqnarray} \)
Um diese Gleichung mit konkreten Werten zu füllen: Die Stromverstärkung des verwendeten Transistors BC107 beträgt laut Datenblatt etwa 90, der differentielle Basis-Emitter-Widerstand rBE kann, bei einer Spannung über R5 von etwa 6 V, d. h. einem Kollektorstrom von etwa 0,3 mA und einem Basisstrom von etwa 3µA, mit etwa 10 kΩ angesetzt werden:
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{i,T1}} & \approx & \left(4{,}7\,\textrm{kΩ}\cdot{}90 + 10\,\textrm{kΩ} \right) \,||\, \left( \frac{330\,\textrm{kΩ}}{4{,}1} \right) \\~\\ & \approx & 433\,\textrm{kΩ} \,||\, 80\,\textrm{kΩ} \\~\\ & \approx & 68\,\textrm{kΩ} \tag{7}\end{eqnarray} \)
Die Transistorstufe hat also einen (signalbezogenen) Eingangswiderstand von knapp 70 kΩ, d. h. der eingangsseitige Vorwiderstand R1 „sieht“ hier einen Widerstand etwa 70 kΩ gegen Masse, wobei es sich hier, wie schon gesagt, nur um überschlägige Abschätzungen handelt. Mit dem ermittelten Eingangswiderstand der Transistorstufe kann jetzt der Eingangsspannungsteiler, bestehend aus R2 und P2, eben jenem Eingangswiderstand sowie, bei aufgedrehtem Depth-Regler, dem Emitter-Kollektor-Widerstand des „Tremolo-Transistors“ T3, betrachtet werden.
Zuerst soll jedoch – der Einfachheit halber – der Spannungsteiler bei „heruntergedrehtem“ Depth-Regler betrachtet werden – es wird die Gesamtverstärkung des Gerätes für diesen Fall betrachtet:
\( \begin{eqnarray} \frac{u_{\textrm{Ausg.}}}{u_{\textrm{Eing.}}} & = & \frac{P_2\,||\,r_{\textrm{i,T1}}} {R_2 + P_2\,||\,r_{\textrm{i,T1}}} \cdot{} v_{\textrm{u,T1}} \\~\\ & \approx & \frac{100\,\textrm{kΩ} \,||\, 68\,\textrm{kΩ} } {100\,\textrm{kΩ} + 100\,\textrm{kΩ} \,||\, 68\,\textrm{kΩ} } \cdot{} v_{\textrm{u,T1}} \\~\\ & \approx & \frac{40{,}5\,\textrm{kΩ}} {140{,}5\,\textrm{kΩ}} \cdot{} 3{,}1 \\~\\ & \approx & 0{,}29 \cdot{} 3{,}1 \approx 0{,}9 \tag{8}\end{eqnarray} \)
Das bedeutet, rein rechnerisch hat das Gerät ohne Tremolo-Funktion einen geringen Verlust an Gain. Versuchsweise wurde die überschlägige Berechnung mit einem R6 von 1 MΩ (anstatt 100 kΩ) wiederholt:
Mathematische Herleitung:
Mit der Vergrößerung des Pulldown-Widerstands R6 von 100 kΩ auf 1 MΩ steigt die Verstärkung der Transistorstufe auf einen Wert von größer 3,6:
\( \begin{eqnarray} v_{\textrm{u,T1,R6=1 MΩ}} & < & \frac{R_5 || R_6}{R_4} \\~\\ & < & \frac{18\,\textrm{kΩ} \,||\, 1\,\textrm{MΩ}} {4{,}7\,\textrm{kΩ}} \\~\\ & < & 3{,}6 \tag{9}\end{eqnarray} \)
Damit fällt der Eingangswiderstand der Transistorstufe auf etwa 62 kΩ.
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{i,T1}} & \approx & \left(4{,}7\,\textrm{kΩ}\cdot{}90 + 10\,\textrm{kΩ} \right) \,||\, \left( \frac{330\,\textrm{kΩ}}{4{,}6} \right) \\~\\ & \approx & 433\,\textrm{kΩ} \,||\, 72\,\textrm{kΩ} \\~\\ & \approx & 62\,\textrm{kΩ} \tag{10}\end{eqnarray} \)
und die Dämpfung des Eingangsspannungsteilers auf etwa 0,28, was aber durch die höhere Verstärkung von 3,6 zu einer Gesamtverstärkung von eins ausgeglichen wird:
\( \begin{eqnarray} \frac{u_{\textrm{Ausg.}}}{u_{\textrm{Eing.}}} & = & \frac{P_2\,||\,r_{\textrm{i,T1}}} {R_2 + P_2\,||\,r_{\textrm{i,T1}}} \cdot{} v_{\textrm{u,T1}} \\~\\ & \approx & \frac{100\,\textrm{kΩ} \,||\, 62\,\textrm{kΩ} } {100\,\textrm{kΩ} + 100\,\textrm{kΩ} \,||\, 62\,\textrm{kΩ} } \cdot{} v_{\textrm{u,T1}} \\~\\ & \approx & \frac{ 38{,}3\,\textrm{kΩ}} {138{,}3\,\textrm{kΩ}} \cdot{} 3{,}6 \\~\\ & \approx & 0{,}29 \cdot{} 3{,}6 \approx 1 \tag{11}\end{eqnarray} \)
Die Verstärkung bei zugedrehtem Depth-Regler ist jetzt nicht gleich 0,9, sondern gleich eins – es ist also möglich, dass (errechnete) Problem einer zu geringen Verstärkung durch die Veränderung eines Pulldown-Widerstandes zu lösen.
Nun, das liest sich natürlich ein wenig zu hübsch, um wahr zu sein. Unter anderem deswegen wurde der Signalweg des Colorsound Tremolo in einer Simulationsschaltung „nachgebaut, um an einer in der Simulation erstellten quasistatischen Kennlinie das Verhalten der Schaltung und auch die Verstärkung zu kontrollieren und die Wirkung der Veränderung von R6 abzuschätzen.
Schaltungssimulation:
Die folgende Abbildung 2 zeigt die erste Simulationsschaltung, aufbauend auf dem Schaltplan des Gerätes in der Version von uk-electronic:
Zur „symmetrischen“ Simulationsschaltung in Abbildung 2 : Zu Bestimmung bzw. Simulation eines (quasi)statischen Verhaltens, d. h. zur Ermittlung von Signalkennlinien etc. wurden anstelle von Kondensatoren, die Gleichspannungen trennen, die entsprechenden Ruhespannungen gesetzt. Das heißt, beispielsweise liegt zwischen dem Kollektor von T1 und dem Ausgangs-Pulldown R6 gegen Masse nicht der Ausgangskoppelkondensator C4, sondern R6 verbindet den Kollektor von T1 mit einer Spannungsquelle mit der Ruhespannung des Kollektors von T1. Diese Ruhespannungen wiederum werden in der Simulation dadurch ermittelt, dass die Schaltung in der rechten Hälfte noch einmal in Ruhelage „nachgebaut“ wird.
Diesem Prinzip folgend liegt auch die gesamte Eingangsschaltung mit R2 und dem Depth-Regler einschließlich des Emmitters von T3 nicht, wie in der Originalschaltung, auf Masse, sondern auf dem Potential der Basisruhespannung von T1. Die Steuerspannung an der Basis von T3, d. h. die momentane Ausgangsspannung des LFO wird ebenfalls um die Basisruhespannung von T1 verschoben.
Dazu muss der Spannungsteiler R12 auf R13 der Originalschaltung (zwischen dem LFO und der Basis von T3) „analytisch zerlegt“ werden – nach dem eigentlichen Spannungsteiler wird die Basisruhespannung von T1 addiert; hinter dem Addierer liegt ein Widerstand R12 || R13, der den Ausgangswiderstand des originalen Spannungsteilers nachbildet.
In der Simulationen wurden nun für den Spezialfall des herausgedrehten Depth-Reglers eine (quasi)statische Kennlinie der Kollektorspannung UC,1 von T1 sowie deren Ableitung ΔUC,1 / ΔUE (d. h. Linearität und Verstärkung der Schaltung) ermittelt – siehe dazu Abbildung 3:
Mit dieser Simulation wird die obige Überlegung bestätigt – die „Verstärkung“ des Tremolo bei deaktiviertem Effekt ist bei einem Ausgangs-Pulldown von 100 kΩ etwa 0,9 und bei einem Ausgangs-Pulldown von 1 MΩ etwa eins.
Das Stellglied – Kennlinien und Verzerrungen
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]- Simulation des Stellglieds im Bausatz •
- Originalschaltung mit Kollektor an Masse •
- Messungen an einem realen Transistor •
- Ergebnis und Beschluss
Neben der Klärung des Problems einer möglicherweise zu geringen Verstärkung sollte untersucht werden, welche Beschaltung des Transistors T3 (Emitter oder Kollektor an Masse) die richtige ist.
Simulation des Stellglieds im Bausatz
Zum besseren Verständnis der Schaltung um T3 wurden nun, ausgehend von der schon genannte Simulationsschaltung des veränderlichen Signalspannungsteilers (in Abbildung 2) auch die Lautstärkeveränderung durch T3 simuliert. Dazu wurden verschiedene Gleichspannungen (zunächst Werte von -2 V bis 2 V, dann, um relevante Ergebnisse zu bekommen, feiner abgestufte Werte von 1 V bis 1,5 V) für eine momentane Ausgangsspannung des LFO Ulfo eingesetzt und die statische Ein-Ausgangs-Kennlinie des Effekts für jeweils diese Vorspannung ermittelt. Die Ergebnisse finden sich in den folgenden Diagrammen, beginnend mit dem in Abbildung 4. gezeigten:
Zum Diagramm: Es handelt sich wieder um eine (quasi)statische Ein- / Ausgangskennlinie vom Audio-Teil des Tremolos, jeweils mit fest eingestellter Ausgangsspannung des LFO. Die x-Achse des Diagramms entspricht der augenblicklichen Eingangsspannung (also nicht dem Eingangsspannungspegel), die y-Achse der zugehörigen augenblicklichen Ausgangsspannung (dicke Linien) bzw. deren Änderung, bezogen auf die Eingangsspannungsänderung (dünne, unterbrochene Linien). Die dicken Linien stellen also eine (quasi)statische Kennlinie des Tremolos dar, wobei die verschiedenen Kennlinien verschiedenen Ausgangsspannungen Ulfo des LFO entsprechen.
Interessant ist hier zunächst der Kennlinienbereich um den Mittelpunkt (Nullpunkt) der x-Achse – das Eingangssignal von maximal einigen hundert Millivolt bewegt sich im Bereich um die senkrechte Mittelachse des Diagramms. Die Übertragungskennlinien treffen sich alle in diesem Punkt [ 0 0 ], allerdings mit unterschiedlicher Steilheit, d. h. bei verschiedenen Werten für Ulfo ergeben sich tatsächlich unterschiedliche Lautstärken – das Tremolo funktioniert also für kleine Signalpegel. Interessant sind hier insbesondere die Kennlinien für Ulfo = 1 V (grün), Ulfo = 1,5 V (rot) und Ulfo = 2 V (grau).
Dabei sei auf die gestrichelten Graphen im unteren Teil des Diagramms verwiesen, sie zeigen die Steilheit der oberen Graphen in Bezug auf den augenblicklichen Wert der Eingangsspannung, auch hier bei verschiedenen Werten für die Steuerspannung Ulfo.
Das bedeutet, dass diese Simulationsschaltung im (begrenzten) Eingangsspannungsbereich von einigen hundert Millivolt eine Signalverstärkung von etwa −0,9 (Ulfo = 1 V grüner Graph), von etwa −0,6 (Ulfo = 1,5 V roter Graph) und von etwa −0,4 (Ulfo = 2 V grauer Graph) hat (die Verstärkung des Gerätes ist negativ – T1 arbeitet in Emitterschaltung). Bei Steuerspannungen Ulfo < 1 V (alle anderen Graphen) liegt die Verstärkung in dieser Simulationsschaltung immer bei etwa −0,9. Das heißt, dass der Signalpegel bei Steuerspannungen Ulfo kleiner 1 V nicht verändert wird.
Die Kennliniensimulation wurde noch einmal für einen kleineren Bereich von Ulfo von 1 V bis 2,5 V wiederholt – siehe dazu die folgende Abbildung 5. Es zeigt sich, dass sich der gewünschte Effekt der Pegelveränderung im Wesentlichen auf diesen Bereich von Ulfo beschränkt:
Weiterhin ist in beiden Diagrammen zu erkennen, dass das Tremolo deutliche Verzerrungen hervorruft – die gestrichelten Graphen für das Wachstum bzw. die Verstärkung sind nicht waagerecht und durchlaufen auch den Nullpunkt der Eingangssignalspannung nicht waagerecht. Im konkreten Fall bedeutet das, dass bei Ulfo < 1,2 V (die unteren beiden gestrichelten Linien) die (negative) Verstärkung der oberen Halbwelle kleiner ist als die der unteren Halbwelle, da die gestrichelten Linien rechts des Nullpunkts der Eingangssignalspannung größere (negative) Werte anzeigen. Für die oberen drei gestrichelten Linien (Ulfo > 1,5 V) ist das genau umgekehrt, während die rote Linie darunter (für Ulfo = 1,5 V) eher indifferent ist.
Originalschaltung mit Kollektor an Masse
Diese Kennliniensimulation des Effekts wurde noch einmal wiederholt, allerdings mit dem Transistor T3 in „originaler“ Belegung wie im Colorsound-Tremolo mit dem Kollektor an Masse. Die folgende Abbildung 6 zeigt die veränderte Simulationsschaltung.
Auch hier wurde ein angenommenes statisches Verhalten des Effekts bei fester Basisspannung an T3 zweimal simuliert – einmal grob für einen relativ großen Bereich von Ulfo (−2 V bis 2 V, siehe Abbildung 7) und noch einmal feiner für Ulfo zwischen 1 V bis 2,5 V (siehe Abbildung 8).
Zunächst fällt auf, dass die Kurven für das Wachstum „sinnvoller“ wirken – im Grunde wird eine statische Kennlinie, die unter Umständen eine deutliche asymmetrische Verzerrung verursacht, über die veränderte Basisspannung innerhalb des Eingangsspannungsbereiches verschoben. Sinnvolle Spannungen Ulfo liegen hier im Bereich von (plus!) 1 V bis 2 V. Die Vorzeichenänderung steht im Zusammenhang mit der veränderten Beschaltung des Transistors T3.
Die folgende Abbildung 8), die das Simulationsergebnis für den Feinbereich von Ulfo von 1 V bis 2,5 V darstellt, bestätigt diesen Eindruck noch – im Grunde wird durch das Tremolo eine halbseitige Begrenzung des Signals durch unterschiedlich große Wert von Ulfo unterschiedlich stark „in die Kennlinie geschoben“.
Messungen an einem realen Transistor
Um diese Ergebnisse praktisch zu verifizieren (es bestand ja die Gefahr, dass eine solch einfache Erklärung lediglich in einem allzu einfachen Transistormodell des Simulationsprogramms begründet ist) wurde für beide Belegungen von T3 eine Testschaltung ähnlich der Simulationsschaltung aufgebaut und damit Kennlinien und Dämpfungswerte ermittelt. Die folgende Abbildung 9 zeigt die Testschaltung in beiden Versionen (Emitter oder Kollektor an Masse):
Dabei wurden mit beiden Verschaltungen von T3 für verschiedene Spannungen vor dem Spannungssteiler R13 / R12 (d. h. für verschiedene temporäre Ausgangsspannungen des LFO) die Signaldämpfung gemessen sowie Oszillogramme und Lissajous-Figuren aufgezeichnet. Der Vorwiderstand von 27 kΩ vor dem Transistor entspricht dem, was der Transistor bei voll aufgedrehtem Depth-Regler „sieht“; d. h. der Parallelschaltung von R2 (100 kΩ), P2 (100 kΩ) und dem Eingangswiderstand der folgenden Transistorstufe mit T1 (etwa 60 kΩ).
In Tabelle 1 sind die gemessenen Pegel und Dämpfungen zusammengefasst; das Diagramm in der folgenden Abbildung 10 fasst die Messergebnisse noch einmal anschaulich zusammen. Hier zeigt sich, dass mit der Schaltungsvariante, den Kollektor von T3 an Masse zu legen, ein kontinuierlicherer Zusammenhang von Steuerspannung und Signaldämpfung erreicht werden kann.
Vor- spg. |
Emitter an Masse | Kollektor an Masse | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
UTr1 [V] |
Signalspg. [mV] |
D [dB] |
Signalspg. [mV] |
D [dB] |
||
Eing | Ausg | Eing | Ausg | |||
−4 | 202 | 198 | 0,2 | 202 | 198 | 0,2 |
−1 | 202 | 198 | 0,2 | 202 | 198 | 0,2 |
0 | 202 | 198 | 0,2 | 202 | 198 | 0,2 |
0,5 | 202 | 198 | 0,2 | 202 | 197 | 0,2 |
1 | 201 | 190 | 0,5 | 201 | 175 | 1,2 |
1,25 | 201 | 183 | 0,8 | 200 | 154 | 2,3 |
1,5 | 200 | 148 | 2,6 | 199 | 139 | 3,1 |
1,6 | 199 | 128 | 3,8 | 199 | 133 | 3,5 |
1,7 | 199 | 117 | 4,6 | 199 | 128 | 3,8 |
1,8 | 199 | 110 | 5,2 | 199 | 124 | 4,1 |
2 | 198 | 100 | 5,9 | 198 | 116 | 4,6 |
2,5 | 198 | 81 | 7,8 | 198 | 99 | 6,0 |
3 | 197 | 65 | 9,6 | 197 | 84 | 7,4 |
4 | 196 | 42 | 13,4 | 196 | 57 | 10,7 |
Das Ganze ein wenig übersichtlicher in einem kleinen Diagramm:
Dass die Schaltung des Tremolo, bzw. der Einsatz eines bipolaren Transistors als steuerbarer Widerstand, das Signal stark asymmetrisch verzerrt (eine Verzerrung, die man, insbesondere bei der Gitarre, nicht unbedingt als eine solche wahrnimmt), wurde bereits weiter oben in den Kurvendiskussionen beschrieben. Bei der Aufzeichnung von Oszillogrammen und Lissajous-Figuren war aber eine andere Art von Verzerrungen aufgefallen. Beim Einsatz der Begrenzungen (Spannung am Trimmer etwa 1,5 V) bewirkt die Schaltung „a)“ mit Emitter an Masse eine Art „Knick“ im Signal – vielleicht ähnlich einer beginnenden Übernahmeverzerrung. Schaltung „b)“ tut dies nicht. Siehe dazu die Abbildungen in der folgenden Bildertabelle 2)
Solche Verzerrungen, die kaum durch herkömmliche Begrenzungen etc. „erklärbar“ sind (auch „dem Ohr“ nicht), gelten als wenig harmonisch und sollten vermieden werden.
Bildertabelle 2: Signalverläufe und Lissajous-Figuren bei beginnender Begrenzung, aufgezeichnet in den Eingangskreisen von Messschaltung 1 a) und 1 b)
Die beiden nachfolgenden Bildertabellen, Bildertabelle 3 und Bildertabelle 4 zeigen noch einmal alle aufgenommenen Diagramme (zum Öffnen auf die Legende klicken).
Bildertabelle 3: Signalverläufe und Lissajous-Figuren, aufgezeichnet im Eingangskreis von Messschaltung 1 a) – Emitter an Masse (Zum Öffnen klicken)
Messschaltung 1 a):
ueing. und uausg.
Messschaltung 1 a):
uausg. vs. ueing.
Bildertabelle 4: Signalverläufe und Lissajous-Figuren, aufgezeichnet im Eingangskreis von Messschaltung 1 b) – Kollektor an Masse (Zum Öffnen klicken)
Messschaltung 1 b):
ueing. und uausg.
Messschaltung 1 b):
uausg. vs. ueing.
Ergebnis und Beschluss
Als Ergebnis der Simulation einer (gedachten) statischen Kennlinie und der praktischen Untersuchung zu Kennlinien und Dämpfungen kann also zusammengefasst werden, dass die Lautstärkeänderung beim Colorsound-Tremolo auf der nichtlinearen Signalbegrenzung an der Kollektor-Emitter-Strecke eines Transistors beruht, wobei die Spannung, bei der die Kollektor-Emitter-Strecke leitend wird, über den Basisstrom dieses Transistors gesteuert wird. Die „Verpolung“ des Transistors im Bausatz von uk-electronic scheint dabei keinen praktischen Sinn zu haben, sondern eher zu Problemen zu führen.
Weiterhin wurde festgestellt, dass eine Änderung der Lautstärke am Signalspannungsteiler nur dann erfolgt, wenn die (über einen Kondensator abgekoppelte) Ausgangsspannung des LFO Werte größer +0,5 V aufweist.
Das bedeutet, dass das Colorsound-Tremolo die Lautstärke des Eingangssignals nicht kontinuierlich absenkt oder erhöht, sondern dass die Lautstärke nur in einer kurzen Zeit während der positiven Halbwelle jeder Schwingungsperiode des LFO reduziert und ansonsten nicht verändert wird. Diese Pegelveränderung, die auf einer Änderung des differentiellen Widerstands der Emitter-Kollektor-Stufe von T3 beruht, kann über den Depth-Regler eingeblendet werden. Im Vorgriff auf die Erörterungen zum Depth-Regler sei hier auf Abbildung 12 verwiesen, die dieses Verhalten illustriert.
Ein besserer Depth-Regler
Nun zur Beschaltung des Depth-Reglers. Bei der Betrachtung der Originalschaltung des Colorsound-Tremolos waren zwei unschöne Eigenschaften aufgefallen:
- Lautstärkeverluste:
-
Die Wirkung des Tremolos beruht auf einem (partiellen) Kurzschluss eines Teils des Depth-Reglers durch die Emitter-Kollektor-Strecke des Transistors T3 – dieser partielle Kurzschluss wird über den Depth-Regler quasi eingeblendet.
Das bedeutet allerdings, dass die Gesamtlautstärke mit der Stärke des Effekts abnimmt.
- Regelweg:
-
Für den Depth-Regler wird in der Regel ein lineares Potentiometer verwendet, hier ist der Regelcharakteristik eher ungünstig; die Veränderungen konzentrieren sich auf die rechte Hälfte des Regelwegs.
Zur Verdeutlichung wurde eine weitere Simulationsschaltung eines Colorsound-Tremolos erstellt – dessen LFO wurde durch einen Sinusgeneratorfunktion des Simulationsprogramms ersetzt. Die folgende Abbildung 11 zeigt die Simulationsschalung.
Anschließend wurde die Funktion des Gerätes für verschiedene Einstellungen des Depth-Reglers (null, 0,5 für einen halb aufgedrehten linearen Regler, 0,85 für einen halb aufgedrehten invers logarithmischen Regler und 1) simuliert, die folgende Abbildung 12 zeigt das Ergebnis der Transientensimulation.
Es zeigt sich, dass das Depth-Potentiometer für einen merklichen Effekt deutlich höher als auf 50 % eingestellt werden muss und dass die Lautstärke lediglich für einen Teil der Schwingungsperiode des LFO reduziert, aber niemals angehoben wird (d. h. dass das Gesamtsignal bei intensivem Tremolo etwas leiser wird).
Ersterem kann mit der Verwendung eines invers-logarithmisches Potentiometers abgeholfen werden, letzterem, indem man „der anderen Seite des Depth-Reglers“ (nicht zwischen Anfang / Masse und Schleifer, sondern zwischen Schleifer und Ende) einen Widerstand parallelschaltet, der über die Zeit gemittelt, in etwa dem „rhythmischen Kurzschlüssen“ durch die Emitter-Kollektor-Strecke von T3 entspricht.
Um die Größe dieses Widerstandes abschätzen zu können, musste die (ebenfalls über die Zeit gemittelte) durchschnittliche Lautstärke bzw. Schallleistung sowohl des „maximaltremolierten“ Ausgangssignals (Depth-Regler auf eins, Schleifer auf Ende) als auch des gar nicht veränderten Ausgangssignals (Depth-Regler auf null, Schleifer auf null) bestimmt werden. Mit dem Verhältnis beider durchschnittlicher Lautstärken kann dann die Größe eines entsprechenden äquivalenten Widerstandes abgeschätzt werden.
Mathematische Herleitung:
Um die Schall-Leistungen miteinander vergleichen und einen Pegelverlust abschätzen zu können, wurden die in der Simulation gemessenen Werte (Augenblickswerte der Signalspannungen) erst quadriert und anschließend über eine bestimmte Zeit (z. B. eine Periodendauer des LFO-Signals) integriert. Daraus konnte dann ein Maß für die durchschnittliche bzw. zeitlich gemittelte Signaldämpfung abgeleitet werden:
\( \begin{eqnarray} D_{fx} & = & \sqrt{\! \left( \int_{0}^{1/f_{LFO}}u^2_{A,fxmax}dt \right) \!\cdot\! \left( \int_{0}^{1/f_{LFO}}u^2_{A,fxmin}dt \right)^{\!-1} }\!\!\!\! \\~\\ &&\textrm{bzw. als numerische Lösung:} \\~\\ D_{fx} & = & \sqrt{\! \left( \sum_{n=1}^{N}u^2_{A,fxmax,n} \right) \!\cdot\! \left( \sum_{n=1}^{N}u^2_{A,fxmin,n} \right)^{\!-1} } \tag{12}\end{eqnarray} \)
wobei N der Anzahl der Messwerte während einer Periodendauer des LFO entspricht.
Dazu wurden die Augenblickswerte der Signalspannungen bei maximaler und minimaler Effekteinstellung für eine Periodendauer des LFO aus dem Ergebnis der Simulation (siehe obige Abbildung 12) vom Simulationsprogramm PSPICE in ein Tabellenkalkulationsprogramm übernommen; die Augenblickswerte des Ausgangssignals wurden entsprechend obiger Gleichung 12 quadriert, aufsummiert und so ein ungefährer Dämpfungswert dfx,max von etwa 0,8 ermittelt. Daraus konnte dann ein für die Lautstärkeverluste äquivalenter Widerstand räquiv. berechnet werden.
Bei der Formel für räquiv. wurde davon ausgegangen, dass dieser äquivalente Widerstand (bzw. auch der Emitter von T3) mit den Widerständen R2, P2 und reing,T1 einen Spannungsteiler bildet. Das heißt, es gibt zunächst einen Eingangsspannungsteiler R2 auf P2 || reing,T1; dieser Spannungsteiler hat einen Ausgangswiderstand gleich R2 parallel P2 parallel reing,T1.
Dieser erste Spannungsteiler wird nun, wenn der Effekt aktiviert ist, durch den Transistor T3 (bzw., durch dessen Äquivalent räquiv.) weiter belastet, so dass das Signal noch einmal um den Dfx,max gedämpft wird.
Dementsprechend wird abgeleitet:
\( \begin{eqnarray} D_{fx,max} & = & \frac{ R_{\textrm{äquiv.}} } { R_{\textrm{äquiv.}} + \left( R_2||P_2||r_{i,T1} \right) } \\~\\ \frac{1}{D_{fx,max}} & = & \frac{ R_{\textrm{äquiv.}} + \left( R_2||P_2||r_{i,T1} \right) } { R_{\textrm{äquiv.}} } \\~\\ \frac{1}{D_{fx,max}} & = & 1 + \frac{\left( R_2||P_2||r_{i,T1} \right) } { R_{\textrm{äquiv.}} } \\~\\ \frac{1-D_{fx,max}}{D_{fx,max}} & = & \frac{\left( R_2||P_2||r_{i,T1} \right) } { R_{\textrm{äquiv.}} } \\~\\ R_{\textrm{äquiv.}} & = & \frac{D_{fx,max}}{1-D_{fx,max}} \cdot{} \left( R_2||P_2||r_{i,T1} \right) \tag{13}\end{eqnarray} \)
Jetzt können der ermittelte Wert für Dfx,max = 0,8 sowie die Widerstandswerte eingesetzt werden:
\( \begin{eqnarray} R_{\textrm{äquiv.}} & = & \frac{D_{fx,max}}{1-D_{fx,max}} \cdot{} \left( r_2|| p_2|| r_{i,t1} \right) \\~\\ & = & \frac{0{,}8}{1-0{,}8} \cdot{} \left( 100 || 100 || 62 \right)\!\textrm{ kΩ} \\~\\ & \approx & 4 \cdot{} 27\,\textrm{ kΩ} \\~\\ & \approx & 100\,\textrm{ kΩ} \tag{14}\end{eqnarray} \)
Mit einem Wert von 100 kΩ für den gesuchten äquivalenten Widerstand räquiv. wurde ein Widerstandswert ermittelt, der in etwa dem Wirken von T3 am Depth-Regler entspricht. Um jetzt gleiche Lautstärkeverhältnisse zumindest bei voll aufgedrehtem und völlig zugedrehtem Depth-Regler herzustellen, wird dem Depth-Regler zwischen Schleifer und Ende ein Widerstand 100 kΩ parallelgeschaltet.
Diese Schaltungsänderung am Depth-Regler zog allerdings eine Änderung der restlichen Schaltung nach sich – im Falle des deaktivierten Effekts ändern sich die Pegelverhältnisse im Eingangsspannungsteiler durch den parallelgeschalteten Widerstand deutlich, dass die restliche Schaltung angepasst werden musste. Schließlich sollen die Lautstärke bei zugedrehtem Depth-Regler gleich der bei aufgedrehtem Depth-Regler sein, sondern auch gleich der bei deaktiviertem Effekt. Das heißt, die Gesamtverstärkung des Effekts soll – bei zugedrehtem Depth-Regler – auch mit dem zusätzlichen Widerstand Räquiv. gleich eins sein.
Im konkreten Fall wurde dazu der Emitterwiderstand von T1, R4, von 4,7 kΩ auf 3,3 kΩ verringert.
Mathematische Herleitung:
Die Verkleinerung von R4 führt zunächst zu einer Erhöhung der Verstärkung der Stufe um T1; d. h. Gleichung 3 ändert sich zu:
\( \begin{eqnarray} v_{\textrm{u,T1}} & \approx & \left( \frac{R_4}{R_5 || R_6} + \frac{1}{v_{\textrm{LL}}} \right)^{-1} \\~\\ & \approx & \left( \frac{3,3\,\textrm{kΩ}}{18\,\textrm{kΩ}\,||\,1\,\textrm{MΩ}} + \frac{1}{200} \right)^{-1} \\~\\ & \approx & 5,2 \tag{15}\end{eqnarray} \)
Gleiches gilt für Gleichung 6 und Gleichung 7, d. h. der Eingangswiderstand der Stufe um T1, der in den davorliegenden Spannungsteiler zurückwirkt, verringert sich deutlich:
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{i,T1}} & = & \left(R_4\cdot{}β + r_{\textrm{BE,T1}} \right) \,||\, \left( \frac{R_3}{−v_{\textrm{u,T1}} + 1} \right) \\~\\ & \approx & \left(3,3\,\textrm{kΩ}\cdot{}90 + 10\,\textrm{kΩ} \right) \,||\, \left( \frac{330\,\textrm{kΩ}}{6,2} \right) \\~\\ & \approx & 433\,\textrm{kΩ} \,||\, 52\,\textrm{kΩ} \\~\\ & \approx & 47\,\textrm{kΩ} \tag{16}\end{eqnarray} \)
Dies lässt sich wieder in der veränderten Gleichung 8 zusammenfassen. Für die Verstärkung bei zugedrehtem Depth-Regler gilt jetzt:
\( \begin{eqnarray} \frac{u_{\textrm{Ausg.}}}{u_{\textrm{Eing.}}} & = & \frac{P_2\,||\,R_{\textrm{äquiv.}}\,||\,r_{\textrm{i,T1}}} {R_2 + P_2\,||\,R_{\textrm{äquiv.}}\,||\,r_{\textrm{i,T1}}} \cdot{} v_{\textrm{u,T1}} \\~\\ & \approx & \frac{50\,\textrm{kΩ} \,||\, 47\,\textrm{kΩ} } {100\,\textrm{kΩ} + 50\,\textrm{kΩ} \,||\, 47\,\textrm{kΩ} } \cdot{} v_{\textrm{u,T1}} \\~\\ & \approx & \frac{24,2\,\textrm{kΩ}} {124,2\,\textrm{kΩ}} \cdot{} 5,2 \\~\\ & \approx & 0,195 \cdot{} 5,2 \approx 1 \tag{17}\end{eqnarray} \)
Noch eine Bemerkung zum Arbeitspunkt von T1. Durch die Verringerung von R4 auf 3,3 kΩ ändern sich an T1 die Spannungsverhältnisse in Ruhelage (siehe dazu auch die vorherigen Überlegungen zum Arbeitspunkt von T1).
Die Spannungen über den Widerständen R3, R4 und R5 betragen jetzt etwa 6 V über R5 (vorher 5,7 V) und etwa 1,1 V über R4 (vorher 1,5 V). Das heißt, die Kollektorspannung von T1 erhöht sich so mit der Veränderung von R4 um etwa 300 mV, während sich die Emitterspannung um etwa 400 mV verringert.
Insgesamt verschiebt sich der Arbeitspunkt der Stufe um T1 so weiter in die Mitte der Aussteuerungsbereiches, was für diese Stufe, die das Signal ja lediglich verstärken soll, kein Nachteil ist.
Mit der Verringerung von R4 auf 3,3 kΩ sind die veränderten Pegelverhältnisse, die mit der Zuschaltung eines Widerstandes 100 kΩ zwischen Schleifer und Ende des Depth-Reglers entstanden, durch die Erhöhung der Verstärkung von T1 einigermaßen kompensiert.
Ein stabiler LFO
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]- Schaltung und Problembeschreibung •
- Erste Simulation •
- Eine Verstärkungsmessung •
- Ein neuer LFO mit Stereopotentiometer
Neben dem „Stellglied“, in der konkreten Schaltung der Transistor T3, bestimmt auch der sogenannte LFO (Low Frequency Oscillator), welcher die Lautstärkemodulation steuert, den Klangcharakter des Effekts entscheidend mit. Das Tuning dieses Low Frequency Oscillator sollte dazu dienen, die Schaltung für kleine Frequenzen stabil zu bekommen, einen besseren Regelweg für den Speed-Regler zu erhalten, und, wenn möglich, eine pulsierende LED anzusteuern.
Schaltung und Problembeschreibung
Wichtig für solche gewünschten „Verbesserungen“ ist zunächst das Verständnis einer Schaltung. Begonnen soll also mit der Funktionsbeschreibung einer LFO-Schaltung (siehe Simulationsschaltung in Abbildung 13. )
Aktiver Teil ist eine Transistorstufe mit einem Darlington-Transistor T2 (d. h. die Zusammenfassung von zwei Transistoren gleicher Polarität T2a und T2b zu einem mit wesentlich höherem Stromverstärkungsfaktor) in Emitterschaltung. Am Emitterwiderstand R14 wird die (negative) Verstärkung realisiert, R10 und R11 stellen den Arbeitspunkt der Stufe ein (die Kollektorspannung UK ist mit 3 V etwa doppelt so groß wie die Basisspannung UB). Die Verstärkung dieser Stufe wird im Wesentlichen durch die Spannung über dem Kollektorwiderstand R14 bestimmt, der Eingangswiderstand durch den Quotienten aus dem Kollektor-Basis-Widerstand R10 und der negativen Verstärkung (Miller-Effekt).
Zwischen Aus- und Eingang dieser Transistorstufe liegt ein dreistufiges Phasenschiebernetzwerk aus drei Hochpässen – C7 und R8,15 (für die Simulation werden der Festwiderstand R8 und der Depth-Regler R15 zu einem Widerstand R8,15 zusammengefasst), C5 und R9 sowie C6 und der Eingangswiderstand der Transistorstufe. Bei einer bestimmten Frequenz stellt sich über das dreistufige Phasenschiebernetzwerk eine weitere Phasenverschiebung von ebenfalls 180 ° (neben der Phasendrehung am Kollektor von T2) ein; es gibt eine positive Rückkopplung vom Kollektor an die Basis und die Schaltung schwingt, wenn die Verstärkung durch die Transistorstufe mindestens so groß ist wie die Dämpfung durch das Phasenschiebernetzwerk. Die Frequenz, bei der sich eine Phasenverschiebung von 180 ° einstellt, verändert sich u. a. mit dem Wert des Widerstands R8,15, so dass die Frequenz des LFO über diesen Widerstand eingestellt werden kann.
Idealerweise würde das Signal in jeder Hochpassstufe eines dreistufigen Phasenschiebernetzwerks um jeweils 60 ° verschoben werden. Das würde voraussetzen, dass die Hochpässe gleiche Zeitkonstanten (bzw. bei gleichen Kondensator-, auch gleiche Widerstandswerte) aufwiesen und einander nicht belasten könnten, d. h. einzeln gepuffert wären. Nicht ganz so idealerweise wäre in einer solchen dreistufigen Phasenschieberkette der Widerstand des jeweils nachfolgenden Hochpasses nicht deutlich kleiner, um die Pegelverluste in der Phasenschieberkette gering zu halten.
Das ist in dieser Schaltung nicht so, die erste Stufe C7 / R8,15 wird bei großen Werten des Speed-Reglers durch die zweite Stufe stark belastet (R9 ist dann wesentlich kleiner als R8,15) – es könnte also bei großen Werten von R8,15 Stabilitätsprobleme geben.
Erste Simulation
Soweit zur Theorie. Die folgende Abbildung 14 zeigt das Ergebnis einer Transientensimulation der in Abbildung 13 gezeigten Schaltung – der zeitliche Verlauf der Kollektorspannung von T2 wird in einem Diagramm dargestellt:
Es ist zu erkennen, dass sich bei deaktiviertem LFO (Kurzschluss von R8,15) eine Kollektorruhespannung von etwa 3 V einstellt. Ferner zeigt die Simulation, dass, bei einem Maximalwert von R8,15 (geringste Frequenz), die Ausgangsamplitude des LFO klein und instabil ist (sie wird mit fortschreitender Zeit kleiner).
Eine Verstärkungsmessung
Um sich bei einer solchen „Diagnose“ nicht auf Simulationen verlassen zu müssen, wurde die Schaltung des LFO auf dem Breadboard aufgebaut – allerdings mit kleineren Kondensatoren (C5, C6 und C7 hatten jeweils 2,2 nF und nicht 470 nF, die Frequenz des LFO war entsprechend gut zweihundertmal so groß). Dazu wurde auch die Möglichkeit untersucht, noch eine LED zur Darstellung der Schwingung des LFO in den Kollektorkreis einzuschleifen.
Ergebnisse der Messungen:
Die folgenden Tabellen Tabelle 5 (LFO ohne LED) und Tabelle 6 (LFO mit LED) sowie das Diagramm in Abbildung 15 zeigen die Ergebnisse:
R15 [kΩ] |
f [Hz] |
uA,pp [V] |
uA,eff [V] |
Anmerkung |
---|---|---|---|---|
1 | 7,1 | 5,83 | 1,5 | |
10 | 5,1 | 8,25 | 2,93 | |
22 | 4,1 | 8,36 | 2,98 | |
47 | 3,2 | 7,02 | 2,48 | |
100 | 2,5 | 5,14 | 1,78 | |
188 | 2,1 | 3,96 | 1,35 | mit Poti, gerade noch Pegel |
200 | 2,2 | 4,18 | 1,42 | |
220 | 2,0 | 4 | 1,36 | instabil, manchmal keine Schwingung |
256 | 1,9 | 3,76 | 1,3 | instabil, Amplitude schwankt |
R15 [kΩ] |
f [Hz] |
uA,pp [V] |
uA,eff [V] |
Anmerkung |
---|---|---|---|---|
1 | 6,6 | 4,35 | 1,5 | instabil, manchmal keine Schwingung |
10 | 4,9 | 6,3 | 2,21 | dto. |
22 | 4,0 | 6,51 | 2,3 | |
47 | 3,2 | 5,9 | 2,07 | |
100 | 2,5 | 4,66 | 1,61 | |
122 | 2,3 | 4,37 | 1,5 | |
147 | 2,2 | 4,16 | 1,41 | |
157 | 2,1 | 3,68 | 1,27 | instabil, manchmal keine Schwingung |
200 | 2,0 | 3,79 | 1,29 | dto. |
(Eine notwendige Anmerkung zu diesen Messungen auf dem Breadboard: Dass die Aussetzer des LFO insbesondere bei großen Werten von R15 nicht vollständig reproduzierbar sind, liegt an der Spannungsversorgung am Breadboard des Autors – bei einem unstabilisierten Netzteil schwanken Netz- wie Betriebsspannung.)
Insgesamt zeigte sich in der Simulation wie im Experiment, dass die Schaltung des LFO schon unter Normalbedingungen nicht für alle Einstellungen des Speed-Reglers sicher funktioniert – die Verringerung der Betriebsspannung des LFO (und darauf läuft das Einschleifen der LED in den Kollektorkreis hinaus) verschlimmert dieses Problem zusätzlich, weil dadurch die Betriebsspannung und somit die Spannung über dem Kollektorwiderstand geringer ist.
Zum Verständnis dessen ist ein wenig Theorie notwendig:
Eine einfache Transistorstufe in Emitterschaltung wie die des LFO verstärkt spannungsabhängig; genaugenommen ist die Verstärkung der Stufe fast linear von der Spannung über dem Kollektorwiderstand abhängig. Allgemein gilt für die Verstärkerstufe in Emitterschaltung, bestückt mit einem Darlingtontransistor:
\( \begin{eqnarray} v_{\textrm{U,T2}} & \approx & \frac{U_{\textrm{RC}}} {U_{\textrm{T}}} \approx \frac{U_{\textrm{RC}}} {2\cdot{}26\,\textrm{mV} } \\~\\ & \approx & \frac{U_{\textrm{S}} - 3\,\textrm{V}} {52\,\textrm{mV}} \tag{18}\end{eqnarray} \)
(Der Faktor 2 meint die zwei Basis-Emitter-Übergänge in einem Darlingtontransistor.)
Die Spannungsverstärkung steigt also linear mit der Betriebsspannung – der Stromverstärkungsfaktor des Transistors T2 spielt für die reine Spannungsverstärkung keine Rolle. Allerdings erhöht sich mit steigendem Stromverstärkungsfaktor (und, folglich kleinerem Basisstrom) der Widerstand der Basis-Emitter-Strecke und es verringert sich die Belastung des Basisspannungsteilers R10 auf R11, was wohl der Grund für die Verwendung eines Darlingtontransistors sein dürfte.
Die Abhängigkeit der Verstärkung vom Spannungsabfall über dem Kollektorwiderstand hat zwei Folgen. Zum einen kann eine verringerte Betriebsspannung offensichtlich dazu führten, dass die Verstärkung der Stufe u. U. nicht mehr reicht, dass der LFO stabil schwingen kann. Das passiert wohl vor allem bei kleinen Frequenzen (bzw. bei großen Werten von R15), d. h. bei kleinen Frequenzen bzw. bei großen Werten von R15 sind die Signaldämpfung in der Phasenschieberkette und die notwendige Verstärkung der Transistorstufe am größten. Zum anderen verstärkt der Transistor im LFO auch nicht linear – die Verstärkung ist bei kleinerer Kollektorspannung (bzw. großer Spannung über dem Kollektorwiderstand) größer, was dazu führt, dass die Amplitude bei einer geringeren Frequenz des LFO kleiner wird bzw. sich auf den Kollektorspannungsbereich mit der größten Spannung über dem Kollektorwiderstand und der größten Verstärkung „beschränkt“. Das lässt sich im Diagramm in obiger Abbildung 14 auch deutlich erkennen.
Ein Testaufbau des originalen LFO
Um diesen in obiger Gleichung 18 dargestellten Zusammenhang zwischen Betriebsspannung bzw. maximaler Spannung über dem Kollektorwiderstand und Verstärkung zu überprüfen und quantifizieren zu können, wurde das Ganze mit einer kleinen Experimentierschaltung nachgemessen. Aus der Schaltung des LFO wurde das Phasenschiebernetzwerk entfernt und die Spannungsverstärkung der einfachen Verstärkerstufe in Emitterschaltung gemessen. Die folgende Tabelle 7 und das Diagramm in Abbildung 16 zeigen die Ergebnisse.
LED | UC,max [V] |
uA,eff [V] |
uA,pp [V] |
vU | Anmerkg. |
---|---|---|---|---|---|
m. LED | 3,4 | 0,22 | 0,72 | 22 | |
5,1 | 0,5 | 1,5 | 50 | ||
m. LED | 5,1 | 0,51 | 1,51 | 51 | |
7 | 0,79 | 2,33 | 79 | ||
m. LED | 6,9 | 0,78 | 2,33 | 78 | |
8,8 | 1,06 | 3,13 | 106 | ||
m. LED | 8,9 | 1,08 | 3,2 | 108 | |
10,8 | 1,33 | 3,83 | 133 | Clippen beginnt | |
m. LED | 12 | 1,46 | 3,93 | 146 | clippt untere Halbwelle |
12,9 | 1,57 | 4,43 | 157 | clippt … | |
m. LED | 15 | 1,8 | 4,99 | 180 | clippt … |
16,8 | 1,96 | 5,43 | 196 | clippt … |
Es gibt also durchaus einen etwa linearen Zusammenhang zwischen der maximalen Kollektorspannung der Verstärkerstufe im LFO und deren Verstärkung.
Abschließend in Bildertabelle 8 noch einige Oszillogramme vom Ausgang des LFO – in Standardschaltung und mit eingeschleifter LED. Es zeigt sich, dass sich das mögliche Aussetzen des LFO auch schon in der Signalform ankündigt – beim größtmöglichen Wert für R15 ist nicht nur die Amplitude kleiner, sondern die fallende Flanke weniger steil.
Bildertabelle 8: Signalverläufe am Ausgang des LFO des Colorsound-Tremolos bei verschiedenen Einstellungen von R15 (Depth-Regler).
Es stellt sich also so dar, dass der LFO im Colorsound-Tremolo schon in der Originalschaltung tendenziell instabil ist; ein Problem, das sich mit dem gewünschten Einschleifen einer Signal-LED noch deutlich verschärfen kann. Wie lässt sich dieses Problem lösen?
Ein neuer LFO mit Stereopotentiometer
Weiter oben bei der Schaltungsbeschreibung des LFO wurde ausgeführt, dass ein Problem der Schaltung die starke Fehlanpassung zwischen der ersten und zweiten Stufe des Phasenschiebernetzwerks insbesondere eben bei großen Werten des Speed-Reglers ist. Die Fehlanpassung an dieser Stelle ließe sich vermeiden, wenn in den ersten beiden Stufen des Phasenschiebernetzwerks gleiche Kondensatoren und Widerstände eingesetzt werden würden.
Der Lösungsansatz besteht also in der Verwendung eines Stereopotentiometers. Dabei ist der notwendige Regelumfang (Verhältnis von minimalem und maximalem Widerstandswert) des Stereopotentiometers geringer, da ja nicht die Phasenverschiebung nicht nur einer, sondern zweier Stufen geändert wird.
Zur Charakteristik des Potentiometers
Jede der beiden Verschaltungen des Stereopotentiometers sollte bei Mittelstellung einen Wert nahe dem geometrische Mittelwert Minimal- und Maximalwert der Verschaltung haben (d. h. etwa 26 kΩ als Wurzel aus 10 ⋅ 70 kΩ). Dieser Mittelwert wird in etwa erreicht, wenn das Potentiometer selbst in Mittelstellung einen Wert von etwa 18 kΩ hat, d. h. zunächst ist hier kein lineares, sondern eher ein logarithmisches Potentiometer sinnvoll. Da bei diesem Potentiometer weiterhin der Bereich zwischen Anfang und Schleifer kurzgeschlossen wird (eine Drehung nach rechts soll die LFO-Frequenz vergrößern, und muss dazu den Widerstandswert verkleinern), d. h. da bei Mittelstellung des Potentiometers der Bereich zwischen Schleifer und Ende etwa gleich 18 kΩ sein muss, wird kein normal logarithmisches, sondern ein invers logarithmisches Potentiometer benötigt.
Zu den Dämpfungen der Hochpässe in der Phasenschieberkette
Sowohl die bisherige Kombination des einfachen Speed-Reglers 250 kΩ mit dem Widerstand R8 als auch der bisherige Widerstand R9 wurden jeweils durch eine gleiche Widerstands-Potentiometer-Schaltung ersetzt – ein Potentiometer 100 kΩ, dem jeweils ein Widerstand 150 kΩ parallelgeschaltet wird (insgesamt maximal 60 kΩ), davor ein Widerstand 10 kΩ in Serie. So bewegen sich die Widerstände der ersten beiden Glieder des Phasenschiebernetzwerks jeweils zwischen 10 kΩ und 70 kΩ. Damit ist (mit zwei gleichen Widerständen im ersten und zweiten Hochpass der Phasenschieberkette) die Fehlanpassung zwischen dem ersten und zweiten Hochpass nicht mehr vorhanden. Zwischen dem zweiten und dritten Hochpass gibt es jetzt u. U. eine neue, geringere Fehlanpassung, trifft doch hier ein Hochpass mit einem Widerstand 10 kΩ bis 70 kΩ auf eine Emitterschaltung mit einem Eingangswiderstand größer gleich etwa 30 kΩ (R10 dividiert durch vU,max). Diese Fehlanpassung ist aber wesentlich geringer als die zwischen dem ersten und zweiten Hochpass im originalen Colorsound Tremolo bei einer geringen Frequenz (maximal 250 kΩ auf 10 kΩ).
Der Entwurf des LFO mit Doppelpotentiometer wurde zunächst in PSPICE simuliert, in Abbildung 17 wird die Simulationsschaltung dargestellt. Die nachfolgenden Signaldiagramme in Abbildung 18, Abbildung 19 und Abbildung 20 zeigen das Ausgangssignal des LFO in verschiedenen Zeitfenstern:
Beim scharfen Betrachten von Abbildung 18 sollte(!) zu erkennen sein, dass die Amplituden aller Ausgangssignale des LFO stabil sind:
Im Zeitbereich von 0.6 s bis 2.6 s (siehe folgende Abbildung 19) lassen sich die Frequenzen der Ausgangssignale grob bestimmen: Speed-Regler rechts: ≈ 8 Hz, MittelstellungSpeed-Regler: ≈ 4 Hz und Speed-Regler links: ≈ 2 Hz sowie Speed-Regler ohne Parallelwiderstand: ≈ 1,5 Hz.
Die letzte Darstellung des Zeitsignals (siehe folgende Abbildung 20) dient der Kontrolle der Kurvenformen – die Kurvenform ist grob sinusförmig, jedoch ist die hart fallende Flanke in allen Graphen zu finden. Diese hart fallende Flanke ist allerdings für den Klangcharakter des Colorsound-Tremolos ohne Bedeutung – das Ausgangssignal des LFO wird über einen Kondensator abgetrennt und nur die obere Halbwelle des LFO-Signals führt überhaupt zu einer Änderung des Audiosignals.
Last but not least wurde eine weitere Testschaltung für den LFO auf dem Breadboard aufgebaut – auch hier mit kleineren Kondensatoren C5, C6 und C7 – sowie wahlweise mit und ohne LED im Kollektorkreis. Die Schaltung auf dem Breadboard entspricht ansonsten weitgehend der in Abbildung 17 gezeigten. Für verschiedene Werte der Widerstände in der ersten und zweiten Stufe des Phasenschiebernetzwerks (Speed-Regler links, mittig und rechts sowie Speed-Regler ohne Parallelwiderstand R20 bzw. R21) wurden Oszillogramme aufgenommen. Die folgende Bildertabelle 9 zeigt die aufgenommenen Oszillogramme.
Bildertabelle 9: Signalverläufe am Ausgang des LFO mit Doppelpotentiometer bei verschiedenen Einstellungen desselben und einer LED im Kollektorkreis. Dabei meint RHP,1 die Widerstände der ersten Phasenschieber- bzw. Hochpassstufe (R16, R19 und R20) und RHP,2 die der zweiten Stufe.
Zusätzlich wurden noch Frequenzen und Ausgangsspannungen mit und ohne LED im Kollektorkreis für verschiedene Werte von RHP notiert und in folgender Tabelle 10 zusammengefasst. (Die Frequenzen wurden dabei wieder auf die größeren Kondensatoren – 470 nF statt 2,2 nF – umgerechnet.)
RHP [kΩ] |
mit LED | ohne LED | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
f [Hz] |
UA [V] |
f [Hz] |
UA [V] |
|||
pp | eff. | pp | eff. | |||
10 | 7,3 | 5,9 | 2,1 | 7,3 | 7,7 | 2,7 |
22 | 4,2 | 6,1 | 2,2 | 4,2 | 7,7 | 2,7 |
69 | 1,9 | 4,6 | 1,6 | 1,9 | 5,1 | 1,8 |
100 | 1,4 | 4,1 | 1,4 | 1,4 | 4,4 | 1,5 |
Es lassen sich folgende Erkenntnisse zusammenfassen:
- LED im Kollektorkreis:
-
Das Einschleifen einer LED in den Kollektorkreis hat fast keine Auswirkungen auf die Frequenz des LFO und eine geringe Auswirkungen auf dessen maximale Ausgangsspannung – die Verteilung der Maximalpegel des LFO über den gesamten Frequenzbereich wird durch das Einschleifen der LED eher etwas ausgeglichener.
- Frequenzen:
-
Der Frequenzbereich, den der „normale“ LFO des Colorsound-Tremolo erreicht (etwa 2 Hz bis 7 Hz; siehe auch Tabelle 5) kann auch von diesem LFO mit Doppelpotentiometer abgedeckt werden.
- Parallelwiderstände:
-
Die beiden den Depth-Einzelreglern parallelgeschalteten Widerstände R15 und R16 sorgen für eine sinnvolle Aufteilung des Regelwegs (1,9 Hz links, 4,2 Hz in der Mitte und 7,3 Hz rechts). Lässt man sie weg, so vergrößert sich der abgedeckte Frequenzbereich nur geringfügig nach tiefen Frequenzen hin (und das in einem Bereich, den der LFO des originalen Colorsound-Tremolos ohnehin nicht erreicht), verschiebt aber den bisherigen Frequenzbereich auf die rechte Hälfte des Depth-Reglers, während die linke Hälfte den Bereich sich die Ausgangsfrequenz lediglich von 1,4 Hz auf 1,9 Hz abdeckt. Insofern ist es sinnvoller, die Parallelwiderstände mit zu verwenden.
TLDR – Änderungen gegenüber dem Bausatz
Im letzten Abschnitt dieses Artikels sollen die Veränderungen, die an der Schaltung des Bausatzes für das Colorsound-Tremolo vorgenommen wurden, noch einmal zusammengefasst werden – die folgende Abbildung 21 zeigt das realisierte Gerät und die vorgenommenen Veränderungen:
Die Veränderungen setzen sich aus mehreren Teilansätzen zusammen:
- Beschaltung T3:
-
Das „Stellglied“, d. h. der Transistor T3, wurde „umgedreht“ und Emitter und Kollektor vertauscht – wie in der Originalschaltung liegt nicht der Emitter, sondern der Kollektor des Transistors an Masse.
- Beschaltung und Regelcharakteristik Depth-Potentiometers P2:
-
Zwischen Schleifer und Ende des Potentiometers wird ein Widerstand 100 kΩ parallelgeschaltet. Außerdem wird für den Depth-Regler ein invers-logarithmisches Potentiometer verwendet.
- Emitterwiderstand R4 von T1:
-
Der Emitterwiderstand von T1 ändert sich von 4,7 kΩ auf 3,3 kΩ. Damit wird die Verstärkung erhöht, um den Pegelverlust durch die Beschaltung des Depth-Reglers (entweder Parallelschaltung von T3 oder von RP1) ausgeglichen. Aus nämlichen Grund wird der Widerstand des Ausgangs-Pulldowns von 100 kΩ auf 1 MΩ erhöht.
- Beschaltung und Regelcharakteristik Speed-Potentiometer P1:
-
Die Beschaltung der gesamte Rückkopplungsschleife im LFO ändert sich:
-
Es wird ein invers-logarithmisches Stereo-Potentiometer 100 kΩ verwendet, die Anschlüsse für Anfang und Schleifer werden jeweils verbunden.
-
Beiden Teilpotentiometern wird jeweils ein Widerstand 150 kΩ parallelgeschaltet.
-
Der Widerstand R8 auf der Platine ändert sich auf 10 kΩ und heißt R19.
-
Der Widerstand R9 auf der Platine wird ersetzt durch einen Widerstand R18 = 10 kΩ und das zweite Teilpotentiometer des Speed-Reglers.
-
- Beschaltung und Filterung der beiden LED:
-
In der vorhandenen Schaltung des Bausatzes war eine gemeinsame Schutz- und Filterschaltung für die Spannungsversorgung des gesamten Effekts vorgefunden worden; dabei wurden Audioschaltung, LFO und LED zum Teil gemeinsam gefiltert, obwohl sie sich u. U. gegenseitig stören. Da der Umbau des LFO eine erweiterte Beschaltung der zweiten LED (Speed-LED) erforderte, wurde die gesamte Spannungsversorgung neu umgesetzt:
-
Die Schutz- und Filterschaltung für den Effekt auf der Platine (D1, R7, C2) wurde für den Audiobereich beibehalten.
-
In den Kollektorzweig von T2 wird eine LED eingeschleift; dem Kollektorzweig wird ein eigenes RC-Filter (47 Ω / 100 µF) vorgeschaltet.
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Das heißt: der LFO erhält eine eigene Zuleitung zum Kollektor von T2 – vor der zweiten LED und dem Kollektorwiderstand 4,7 kΩ liegen ein Widerstand 47 Ω in Serie und zwei Filterkondensatoren 100 µF und 100 nF (Keramik) gegen Masse (Widerstand und Kondensatoren entsprechen R7 und C2).
Diese getrennte Filterung ist notwendig, damit zum einen der LFO nicht die Betriebsspannung des Audioteils beeinflussen kann und zum anderen, weil ansonsten netzseitige Störsignale über den Stelltransistor T3 in das Signal wandern könnten.
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Die Speisung der Status-LED erfolgt nicht wie im Bausatz über eine zum Teil gemeinsame Siebung mit dem Audioteil, sondern über einen Filter-Tiefpass 470 Ω / 10 µF (etwa entsprechend R7, R16 und C9) sowie einen Trimmer 10 kΩ, um die Helligkeit der Status-LED der der Speed-LED anzupassen.
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Die folgende Abbildung 22 zeigt die zusätzliche Schaltung für die Ansteuerung der LED:
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Diese beiden LED wurden mit Heißkleber im Gehäuse befestigt und tragen eine kleine Platine mit der Zusatzschaltung – die folgenden Abbildungen Abb. 23a bis Abb. 23c zeigt Layout, Bestückung und Einbau der Platine.
Zunächst die zu setzenden Cuts sowie die Anschlüsse an die Platine, wobei die Platine hier mit der Leiterseite nach oben dargestellt wird (wie zum Setzen der Cuts und zum Einbau ins Gerät):
Jetzt die einzige einzelne Brücke – Darstellung entsprechend von der Bestückungsseite aus:
Abschließend die Bestückung der Platine. Die LED werden erst mit dem Einbau der Platine ins Gerät eingelötet – die Anschlussbeinchen der LED tragen die Platine:
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Schon beim Einbau der LED ist auf deren richtige Polung zu achten – die Kathoden(anschlüsse) wie hier in den Layouts „unten“, d. h. in Richtung der langen Seite, an der sich der Anschluss für den Fußschalter befindet.
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Eine vollständige Skizze des Layouts (zum Ausdrucken; mit weißem Hintergrund) findet sich hier.
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Der praktische Aufbau
Die Realisierung erfolgte, wie schon beschrieben, mit Hilfe der Platine des Bausatzes und einer Zusatzplatine. Die folgende Abbildung 24 zeigt in drei kleinen und schlechten Fotos in etwa den Aufbau des Gerätes – die hinzugefügte Platine für die Steuerung der LED liegt zwischen den Klinkenbuchsen und der eigentlichen Platine des Bausatzes. Auf der Bausatzplatine fehlen einige Bauelemente; hier führen Verbindungen zu der zusätzlichen Platine.
Weiterhin wird die Bausatzplatine von Platinenhaltern auf den beiden Potentiometer getragen und kann zu Reparaturzwecken hochgeklappt werden. Die Zusatzplatine dagegen ist direkt auf die beiden (großen) LED gelötet und wird von diesen getragen.
Die äußere Gestaltung folgt ganz der Funktion der einzelnen Teile – die beständig pulsende Speed-LED liegt unter dem Speed-Regler und die Status-LED unter dem Depth-Regler. Damit ist die Bedienung des Geräts eigentlich ausreichend erklärt, es wurden aber dennoch passende Beschriftungen (Speed und Depth) unter die Regler geklebt.
Nachtrag
Die einfachsten Dinge oder die dümmsten Fehler fallen einem immer erst hinterher ein bzw. auf; deswegen ein kleiner Nachtrag – mit der Idee einer etwas weniger komplizierten Modifikation des Depth-Reglers:
In obigen theoretischen Betrachtungen wurde versucht, den Lautstärkeverlust, der bei Aufdrehen des Depth-Reglers entsteht, dadurch auszugleichen, dass der „oberen Hälfte“ des Reglers ein Widerstand RP2 = 100 kΩ parallelgeschaltet wird. Das zog einen ganzen Rattenschwanz von Berechnungen zur Anpassung der nachfolgenden Transistorstufe um T1 nach sich.
Als Alternative zu diesen Veränderungen an der Verstärkerstufe hätte es natürlich auch die Möglichkeit gegeben, den Wert des eingangsseitigen Widerstands R2 dem veränderten Eingangswiderstand der Schaltung hinter R2 anzupassen. Um die Größe dieser Veränderung von R2 zu ermitteln ist es notwendig, den Eingangswiderstand hinter R2 für die Originalschaltung und für die Schaltung nach Hinzufügen von RP2 zu ermitteln.
Der Einfachheit halber wird dazu der in Gleichung 7 ermittelte Eingangswiderstand ri,T1 der eigentlichen Transistorstufe um T1 übernommen:
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{ein,P2,min}} & \approx & P_2 \,||\, r_{\textrm{i,T1}} \\~\\ & \approx & 100\,\textrm{kΩ} \,||\, 68\,\textrm{kΩ} \\~\\ & \approx & 40\,\textrm{kΩ} \tag{19}\end{eqnarray} \)
Der Vorwiderstand R2 sieht also hinter sich einen Widerstand rein,P2,min von etwa 40 kΩ. Nach Hinzufügen von RP2 verringert sich dieser Widerstand:
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{ein,P2,min,mod}} & \approx & P_2 \,||\, R_{\textrm{P2}} \,||\, r_{\textrm{i,T1}} \\~\\ & \approx & 100\,\textrm{kΩ} \,||\, 100\,\textrm{kΩ} \,||\, 68\,\textrm{kΩ} \\~\\ & \approx & 29\,\textrm{kΩ} \tag{20}\end{eqnarray} \)
Jetzt sieht R2 hinter sich einen Widerstand rein,P2,min,mod von nur noch 29 kΩ. Um hier trotzdem einen gleichen Lautstärkeverlust hinter R2 (der durch die Verstärkerstufe um T1 entsprechend ausgeglichen wird) sicherzustellen, muss auch R2 proportional kleiner werden – für dessen Wert von R2 ergibt sich somit:
\( \begin{eqnarray} R_{\textrm{2,mod}} & \approx & R_2 \cdot \frac{r_{\textrm{ein,P2,min,mod}}} {r_{\textrm{ein,P2,min}}} \\~\\ & \approx & 100\,\textrm{kΩ}\cdot \frac{40\,\textrm{kΩ}} {29\,\textrm{kΩ}} \\~\\ & \approx & 72\,\textrm{kΩ} \tag{21}\end{eqnarray} \)
Wenn man sich also nach den Modifikationen um den Depth-Regler die Anpassung der Verstärkerstufe um T1 ersparen will, so kann man auch die Größe des Vorwiderstands R2 von 100 kΩ auf 68 kΩ ändern. Für den Fall, dass das Tremolo ohnehin hinter einem Pufferverstärker (sei es im Tremolo selbst, in einem anderen Effektgerät oder als eigenständiger Buffer auf dem Pedalboard) liegt, ist diese Änderung aller Voraussicht nach klanglich unproblematisch, ansonsten muss mit noch stärkeren Höhenverlusten durch den geringeren Eingangswiderstand des Tremolos gerechnet werden.