Surfy Industries
Surfy Trem und Surfy Vibe
Röhrenersatzvibrato Surfy Vibe – das Stellglied
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]- Das Stellglied im Magnatone 280B •
- Allpässe in Zeigerdiagrammen •
- Konkrete Berechnungen •
- Die Schaltung des Stellglieds •
- Auswahl alternativer Dioden für das Stellglied •
- Fazit •
- Literatur
Das Stellglied im Magnatone 280B
Bevor über die Umsetzung des Stellglieds im Surfy Industries Surfy Vibe gesprochen wird, hier zunächst ein Blick auf die Schaltung eines möglichen Originals / Vorbilds – der Vibratoeinheit des Magnatone 280 B (siehe folgenden Schaltplan 4.1):
Zur Funktion: Das vorverstärkte Audiosignal uE aus dem Eingang 1 (linke Röhre V4A) wird mit einer Röhrenstufe mit Verstärkung kleiner eins geschickt, die an Anode und Kathode zwei zueinander gegenphasige Signale ausgibt. Zwischen Anode und Kathode spannt sich ein RC-Glied, bestehend aus einem anodenseitigen Kondensator C10 = 820 pF und der kathodenseitigen Parallelschaltung zweier Varistoren. (Die zwei Kondensatoren 100 nF zwischen der Kathode und den Varistoren trennen die Biasspannung dieser Varistoren von der Kathode ab; für das Audiosignal sind sie quasi durchlässig). An der Verbindung von C10 und den Varistoren liegt das Gitter einer weiteren Röhre (auch diese Stufe mit einer Verstärkung kleiner eins), an deren Anode und Kathode ein weiteres gleichartiges RC-Glied liegt. Das Ausgangssignal dieses zweiten RC-Glieds wird mit dem Originalsignal aus dem zweiten Eingang des Verstärkers gemischt und anschließend zur Endstufe geschickt.
Jede dieser beiden Röhrenstufen / Allpässe sorgt für eine Phasenverschiebung und eine Verstärkung kleiner eins, wobei sowohl Phasenverschiebung als auch Verstärkung von den Widerständen der Varistoren abhängen. Die dem zugrundeliegenden Zusammenhänge sollen hier zunächst in mehreren Beispielen anhand von Zeigerdiagrammen erläutert werden. (Siehe dazu auch die allgemeine Erklärung zu Zeigerdiagramme in der Einleitung.)
Allpässe in Zeigerdiagrammen
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]Für diese Erläuterungen werden drei Beispielschaltungen diskutiert – die Allpässe im Univibe im Magnatone 280T sowie die wahrscheinliche Schaltung im Surfy Industries Surfy Trem – wobei die Schaltungen zunächst im Allgemeinen und dann bei einer Phasenverschiebung von 90° (bzw. im Bogenmaß π/2) betrachtet werden.
Allgemeines Prinzip im Zeigerdiagramm
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]Allpass-Prinzip im Univibe
Nun zur Erläuterung und den Zeigerdiagrammen der Allpässe – begonnen wird nicht mit dem Allpass im Magnatone 280 B, sondern einem einfachen Allpass aus dem sogenannten Univibe (ein früher Versuch, in Transistortechnik mit mehreren verketteten Allpässen Phasingeffekte zu realisieren). Die folgende Abbildung 4.1 zeigt das Prinzip einer solchen Stufe:
Eine Serienschaltung eines Kondensators und eines Fotowiderstands wird über zwei phaseninverse Ausgänge einer Art Kathodynschaltung (Ausgänge phaseninvers und mit gleichem Pegel) gespannt (obige Skizze links). Im Zeigerdiagramm entspricht der Zeiger uRE auf der waagerechten Achse nach rechts der Signalspannung am Emitter, der nach links dem phaseninversen Signalspannung uRC am Kollektor. Zwischen den Enden dieser beiden Zeiger spannen zwei rechtwinklig zueinander stehende Zeiger – uC für die Signalspannung über dem Kondensator und uR,foto für die über dem Fotowiderstand – ein rechtwinkliges Dreieck.
Da (in der Geometrie) ein Sekantendreieck über dem Durchmesser immer rechtwinklig ist, liegt die Spitze dieses Dreiecks immer auf einem Halbkreis über den Vektoren für uRE und uRC. Der Radius dieses Kreises, d h. der Zeiger zwischen dem Koordinatenursprung und der Spitze des Dreiecks entspricht der Ausgangssignalspannung d. h. die Ausgangsspannung des Allpasses hat immer den gleichen Betrag, aber eine sich verändernde Phase.
Allpass-Prinzip im Magnatone
Etwas weniger übersichtlich sind die Verhältnisse in einer Allpassstufe des Verstärkers Magnatone 280 B – siehe folgende Abbildung 4.2.
Zum einen werden die Phasenänderungen durch sogenannte Varistoren realisiert – Bauelemente mit einen kontinuierlich nichtlinearen (in etwa logarithmischen) Strom-Spannungs-Kennlinie, deren differentieller / signalbezogener Widerstand (für kleine Signalspannungen) sich mit der über den Varistor anliegenden Gleichspannung ändert. In der Anwendung im Magnatone 280 B sind die Varistoren gleichspannungsmäßig in Serie geschaltet und werden über zwei Widerstände und die Biasspannung vorgespannt. Dadurch ändert sich ihr differentieller Widerstand mit der Biasspannung. Wechsel- bzw. signalspannungsmäßig sind die Varistoren über die beiden Kondensatoren in Richtung Kathode parallelgeschaltet. Im Sinne des Zeigerdiagramms können die beiden Varistoren als ein veränderlicher Widerstand betrachtet werden.
Weiterhin, und das ist für das Zeigerdiagramm relevant, haben die Widerstände an der Kathode und der Anode unterschiedliche Werte (RK = 18 kΩ und RA = 8,2 kΩ bzw. RK = 82 kΩ und RA = 18 kΩ); die Verstärkung der Stufe ist so kleiner als eins. Dadurch, und das zeigt das nebenstehende Zeigerdiagramm deutlich, schwankt nicht nur die Phasenverschiebung, sondern auch die Verstärkung der Stufe mit der Veränderung des differentiellen Widerstands der Varistoren; mit zunehmender Phasenverzögerung durch die Stufe wird auch deren Verstärkung kleiner.
Allpass-Prinzip im Surfy Vibe
In der JFET-Adaption der Magnatone-Schaltung sind die Verhältnisse wieder verändert – nicht nur die Röhre wurde durch einen JFET ersetzt, sondern auch die Varistoren (die eher für Spannungen weit über 100 V geeignet sind) jeweils durch eine Reihenschaltung von Schottkydioden. Weiterhin ist die Verstärkung der Stufe größer als eins (RS = 2,2 kΩ und RD = 3,9 kΩ), und der Allpass ist „verdreht“, d. h. veränderlicher Widerstand und Kondensator sind in ihrer Position vertauscht (siehe folgende Abbildung 4.3).
Die beiden letztgenannten Änderungen (Gain größer und nicht kleiner eins; veränderlicher Widerstand und Kondensator vertauscht) stehen in Beziehung zueinander – der veränderliche Widerstand ist in beiden Fällen (Röhren- und JFET-Schaltung) mit dem höherpegeligen Ausgang der Stufe verbunden.
Allerdings wird durch diese Schaltungsänderung die Phasenlage des Ausgangs gegenüber dem Eingang vertauscht (der Halbkreis ist jetzt „über“ der Abszisse), aus einer Phasenverzögerung beim Magnatone wird eine Phasenbeschleunigung bei der JFET-Schaltung (siehe Abbildung 4.3 rechts).
Dimensionierung bei φ = 90°
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]Um die Dimensionierung der veränderlichen Widerstände, bzw., im Falle des Surfy Vibe, der Diodenstrecken, irgendwie quantifizieren zu können, wird der spezielle Fall betrachtet, dass die Phasenverschiebung einer Stufe etwa ±90° (bzw., im Bogenmaß, π / 2) beträgt, so dass bei zwei hintereinanderliegenden Stufen eine Phasendrehung um 180° auftritt.
Allpass im Univibe – φ = 90°
Am einfachsten sind die Verhältnisse in einer Stufe des Univibe – siehe die folgende Abbildung 4.4.
Hier beträgt die Phasenverschiebung zwischen Eingang und Ausgang 90°, wenn die Beträge der Impedanzen von Kondensator und Fotowiderstand gleich sind:
\( \begin{eqnarray} |X_{\textrm{R,foto}}| & = & |X_{\textrm{C}}| \\~\\ R_{\textrm{foto}} & = & {\Big |}\frac{1}{ȷω_{\textrm{π/2,UV}}\cdot{}C}{\Big |} \\~\\ & = & \frac{1}{ω_{\textrm{π/2,UV}}\cdot{}C} \\~\\ ω_{\textrm{π/2,UV}} & = & \frac{1}{C\cdot{}R_{\textrm{foto}}} \\~\\ f_{\textrm{π/2,UV}} & = & \frac{1}{2π\cdot{}C\cdot{}R_{\textrm{foto}}} \tag{4.1}\end{eqnarray} \)
(In den Indizes der Gleichungen wird π/2 anstelle von 90° geschrieben, da das Gradzeichen im Index kaum zu erkennen ist.)
Allpass im Magnatone 280B – φ = 90°
Etwas komplizierter wird die Betrachtung am Allpass im Magnatone: hier ist die Verstärkung vU der Stufe kleiner eins (der Anodenwiderstand ist wesentlich kleiner als der Kathodenwiderstand). Weiterhin ergeben sich für den Fall, dass das Ausgangssignal uA gegenüber dem Eingangssignal um 90° phasenverschoben ist, einige geometrische Zusammenhänge (siehe folgende Abbildung 4.5):
Die Zeiger für die Signalspannungen vRK über der Kathode und der Anode vRA bilden den Durchmesser eines Kreises und, zusammen mit den Zeigern für die Signalspannungen über dem Kondensator uC und über dem Varistor uvar bilden sie ein (rechtwinkliges) Sekantendreieck über diesem Durchmesser. Weitere rechtwinklige Dreiecke mit gleichem Seitenverhältnis bilden uRA, uA und uC sowie uA, uRK und uVar. Daraus lassen sich einige proportionale Längenverhältnisse ableiten:
Für die Schaltung im Magnatone gilt:
\( \begin{eqnarray} \frac{|u_{\textrm{A,π/2}}|}{|u_{\textrm{RK,π/2}}|} & = & \frac{|u_{\textrm{RA,π/2}}|}{|u_{\textrm{A,π/2}}|} \\~\\ & = & \frac{v_{\textrm{U,MT}}\cdot{}|u_{\textrm{RK,π/2}}|} {|u_{\textrm{A,π/2}}|} \\~\\ \left( \frac{|u_{\textrm{A,π/2}}|}{|u_{\textrm{RK,π/2}}|} \right)^{2} & = & v_{\textrm{U,MT}} \\~\\ \frac{|u_{\textrm{A,π/2}}|}{|u_{\textrm{RK,π/2}}|} & = & \sqrt{v_{\textrm{U,MT}}} \\~\\ \frac{|u_{\textrm{C,π/2}}|}{|u_{\textrm{Var,π/2}}|} & = & \frac{|u_{\textrm{A,π/2}}|}{|u_{\textrm{RK,π/2}}|} = \sqrt{v_{\textrm{U,MT}}} \tag{4.2}\end{eqnarray} \)
An- und Gegenkatheten der rechtwinkligen Dreiecke im Zeigerdiagramm stehen also zueinander im Verhältnis der Wurzel der Verstärkung vU. Weiterhin werden, da die Folgestufe des Allpass' hochohmig angeschlossen wird, der Varistor und der Kondensator vom gleichen Signalstrom durchflossen, wodurch sich die Signalspannungen über beiden eben auf diesen Signalstrom beziehen lassen:
\( \begin{eqnarray} i_{\textrm{C}} & = & i_{\textrm{Var}} \\~\\ u_{\textrm{C}} & = & i_{\textrm{C}}\cdot{} \frac{1}{ȷω\cdot{}C} \\~\\ u_{\textrm{C,π/2}} & = & \frac{i_{\textrm{C,π/2}}} {ȷω\cdot{}C} \\~\\ u_{\textrm{Var}} & = & i_{\textrm{Var}}\cdot{} \frac{r_{\textrm{Var}}}{2} \\~\\ u_{\textrm{Var,π/2}} & = & i_{\textrm{C,π/2}}\cdot{} \frac{1}{2}\cdot{}r_{\textrm{Var,π/2}} \tag{4.3}\end{eqnarray} \)
Der Faktor 1 / 2 ergibt sich aus der Tatsache, dass in jeder Stufe beide Varistoren signalmäßig parallelgeschaltet sind.
In diese Gleichung a2 lässt sich jetzt Gleichung a1 einsetzen:
\( \begin{eqnarray} \sqrt{v_{\textrm{U,MT}}} & = & \frac{|u_{\textrm{C,π/2}}|}{|u_{\textrm{Var,π/2}}|} \\~\\ & = & {\Huge |} \frac{i_{\textrm{C,π/2}}} {ȷω_{\textrm{π/2}}\cdot{}C} \cdot{} \frac{2}{i_{\textrm{C,π/2}}\cdot{}r_{\textrm{var,π/2}}} {\Huge |} \\~\\ & = & \frac{2} {\,|ȷ ω_{\textrm{π/2}}\cdot{}C\cdot{} r_{\textrm{Var,π/2}}| } \\~\\ & = & \frac{2} {ω_{\textrm{π/2}}\cdot{} C\cdot{} r_{\textrm{Var,π/2}} } \\~\\ ω_{\textrm{π/2}} & = & \frac{2} {\sqrt{v_{\textrm{U,MT}}}\cdot{} C\cdot{} r_{\textrm{Var,π/2}} } \\~\\ f_{\textrm{π/2}} & = & \frac{1} {π\cdot{} \sqrt{v_{\textrm{U,MT}}}\cdot{} C\cdot{} r_{\textrm{Var,π/2}} } \\~\\ \textrm{ bzw. } \\~\\ r_{\textrm{Var,π/2}} & = & \frac{2} {\sqrt{v_{\textrm{U,MT}}}\cdot{} C\cdot{} ω_{\textrm{π/2}} } \tag{4.4}\end{eqnarray} \)
Allpass im Surfy Vibe – φ = 90°
Soweit zum Allpass im Magnatone 280B – für das Surfy Vibe ändern sich die Verhältnisse insofern, als dass hier Kondensator und veränderlicher Widerstand in ihrer Lage vertauscht wurden (siehe folgende Abbildung 4.6):
Deswegen wandert der Ausdruck Wurzel vU in der Gleichung zur Berechnung der notwendigen Impedanz der Diodenstrecken rDioden vom Nenner in den Zähler. Da aber hier (im Unterschied zum Magnatone) die Verstärkung vU größer als eins ist, läuft es „zahlenmäßig“ in etwa auf das Gleiche hinaus – der notwendige differentielle Widerstand vergrößert sich durch die von eins verschiedene Verstärkung der Stufe um mehrere zehn Prozent.
Für die Schaltung im Surfy Vibe gilt:
\( \begin{eqnarray} \sqrt{v_{\textrm{U}}} & = & \frac{u_{\textrm{Dioden}}}{u_{\textrm{C}}} \\~\\ & = & \frac{r_{\textrm{Dioden}}\cdot{}i_{\textrm{Dioden}}} {X_{\textrm{C}}\cdot{}i_{\textrm{C}}} = \frac{r_{\textrm{Dioden}}\cdot{}i_{\textrm{C}}} {X_{\textrm{C}}\cdot{}i_{\textrm{C}}} \\~\\ & = & r_{\textrm{Dioden}}\cdot{} ȷ ω_{\textrm{π/2}} \cdot{}C \\~\\ ω_{\textrm{π/2}} & = & \frac{\sqrt{v_{\textrm{U}}}} {C\cdot{} r_{\textrm{Dioden,π/2}} } \\~\\ f_{\textrm{π/2}} & = & \frac{\sqrt{v_{\textrm{U}}}} {2\cdot{}π\cdot{}C\cdot{} r_{\textrm{Dioden,π/2}} } \\~\\ \textrm{ bzw. } \\~\\ r_{\textrm{Dioden,π/2}} & = & \frac{\sqrt{v_{\textrm{U}}}} {C\cdot{} ω_{\textrm{π/2}} } = \frac{\sqrt{v_{\textrm{U}}}} {2\cdot{} π\cdot{} C\cdot{} f_{\textrm{π/2}} } \tag{4.5}\end{eqnarray} \)
Im Unterschied zu obiger Gleichung a3 ist hier mit dem Term rDioden (Index im Plural) der differentielle Widerstand der gesamten Diodenstrecke, d. h. aller Dioden, und nicht der eines Varistors gemeint.
Konkrete Berechnungen
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]Berechnungen im Magnatone
Nach den formelmäßigen Betrachtungen muss nun etwas detektivisch nach der Dimensionierung der Schaltung gesucht werden – in der Darstellung in [ robbins ] fanden sich vier Kennlinienpunkte (Wertepaare von Varistorstrom und -spannung) des wahrscheinlich verwendeten Varistors (233BNR-32). In diese Wertepaare wurde in einem EXCEL-Diagramm eine Art Spannungs-Strom-Kennlinie des Varistors „hineingefummelt“ und mit deren Parametern (η ⋅ UT und Sperrstrom IS) auch eine Kennlinie des differentiellen Widerstand des Varistors ermittelt – das folgende Diagramm 4.1 enthält die Kennlinien und die nachfolgende Tabelle 4.1 die ermittelten Werte.
Wert / Bereich |
U Var [V] |
I Var [µA] |
rdiff [kΩ] |
rdiff ⋅ I Var [V] |
---|---|---|---|---|
links | 32 | 10 | 1 380 | 13,8 |
Mitte links | 55 | 50 | 310 | 15,5 |
Mitte rechts | 65 | 100 | 157 | 15,7 |
rechts | 105 | 1 000 | 16 | 16 |
Der relativ konstante Wert des Produktes rdiff ⋅ Ivar weist auf eine einigermaßen saubere exponentielle Kennlinie hin – vergleichbar mit der einer Halbleiterdiode. Bei den einzelnen Werte und der Berechnung von zugehörigen 90°-Frequenzen wird mit der Spalte „Mitte links“ begonnen. Bei einer Spannung von etwa 55 V über dem Varistor 233BNR-32 hat dieser einen differentiellen Widerstand von etwa 310 kΩ und wird von einem Ruhestrom von 50 µA durchflossen. Im Magnatone 280 B sind zwei dieser Varistoren gleichspannungsmäßig in Serie geschaltet und werden über zwei Widerstände RBias mit je 47 kΩ vorgespannt; daraus ergäbe sich eine Biasspannung von etwa 115 V:
\( \begin{eqnarray} U_{\textrm{bias}} & = & 2 \cdot{} \left( R_{\textrm{bias}} \cdot{} I_{\textrm{var}} + U_{\textrm{var}} \right) \\~\\ & = & 2 \cdot{} \left( 47 \,\textrm{kΩ}\cdot{} 0{,}05\,\textrm{mA} + 55 \,\textrm{V} \right) \\~\\ & \approx & 115 \,\textrm{V} \tag{4.6}\end{eqnarray} \)
Eine Biasspannung von 115 V (über beide Varistoren und beide Vorwiderstände) liegt in der Nähe der im Schaltplan des Magnatone 280 B ausgewiesenen mittleren Biasruhespannung von etwa 120 V bzw. 132 V (die Treiberröhren für die Biasspannungen haben im Schaltplan Anodenspannungen von 210 V und 198 V sowie eine Kathodenspannung von 78 V).
Um die klangliche Wirkung dieser Biasspannung von 115 V (bzw. des differentiellen Widerstands der Varistoren von je 310 kΩ) abschätzen zu können, wird wieder auf Gleichung a4 zurückgegriffen (Zur Vereinfachung, und um das Gefrickel mit den Zehnerpotenzen zu vermeiden, werden hier einfach „Mikro“ und „Mega“ miteinander multipliziert und gleichen sich aus):
Für die Schaltung im Magnatone gilt:
\( \begin{eqnarray} \\~\\ ω_{\textrm{0,π/2}} & = & \frac{2} {\sqrt{v_{\textrm{U,MT}}}\cdot{} C\cdot{} r_{\textrm{Var,0}} } \\~\\ f_{\textrm{0,π/2}} & = & \frac{1} {\sqrt{v_{\textrm{U,MT}}}\cdot{} π\cdot{} C\cdot{} r_{\textrm{Var,0}} } \\~\\ & \approx{} & \frac{1} {0{,}56\cdot{} π\cdot{} 0{,}00082\,{\textrm{µF}}\cdot{} 0{,}31\,{\textrm{MΩ}} } \\~\\ & \approx{} & 2{,}2\,{\textrm{kHz}} \tag{4.7}\end{eqnarray} \)
Diese Berechnung kann nun für zwei weitere gefundene differentielle Widerstände in Diagramm 4.1 bzw. in Tabelle 4.1 wiederholt werden – begonnen wird mit der Spalte „links“ in der Tabelle. Hier liegt, bei einer um 23 V kleineren Vorspannung über jedem Varistor, der differentielle Widerstand desselben bei etwa 1,38 MΩ, die Frequenz, bei der die Stufe eine Phasenverschiebung von etwa 90° hat, sollte auf etwa ein Viertel fallen:
\( \begin{eqnarray} f_{\textrm{π/2,min}} & = & \frac{1} {\sqrt{v_{\textrm{U,MT}}}\cdot{} π\cdot{} C_{\textrm{MT}}\cdot{} r_{\textrm{Var,min}} } \\~\\ & \approx{} & \frac{1} {0{,}56\cdot{} π\cdot{} 0{,}00082\,{\textrm{µF}}\cdot{} 1{,}38\,{\textrm{MΩ}} } \\~\\ & \approx{} & 500\,{\textrm{Hz}} \tag{4.8}\end{eqnarray} \)
Der zweite Wert für den differentiellen Widerstand des Varistors wird aus Diagramm 4.1 ausgelesen – bei einer um 25 V größeren Spannung über jedem Varistor fällt dessen differentieller Widerstand auf etwa 70 kΩ – die 90°-Frequenz steigt so auf das gut Vierfache:
\( \begin{eqnarray} f_{\textrm{π/2,max}} & = & \frac{1} {\sqrt{v_{\textrm{U,MT}}}\cdot{} π\cdot{} C_{\textrm{MT}}\cdot{} r_{\textrm{Var,max}} } \\~\\ & \approx{} & \frac{1} {0{,}56\cdot{} π\cdot{} 0{,}00082\,{\textrm{µF}}\cdot{} 0{,}070\,{\textrm{MΩ}} } \\~\\ & \approx{} & 9{,}9\,{\textrm{kHz}} \tag{4.9}\end{eqnarray} \)
Insgesamt sollte deutlich sein, dass eine Verkleinerung oder Vergrößerung des differentiellen Widerstands der parallelgeschalteten Varistoren durch eine Änderung der Biasspannung möglich ist – für eine Veränderung der 90°-Frequenz auf ein Viertel bzw. das Vierfache ist dazu eine Änderung der Vorspannung von etwa 25 V pro Varistor notwendig, bzw., für beide Varistoren, eine Biasspannungsänderung um etwa 50 V.
Berechnungen im Surfy Vibe
In vergleichbarer Form kann jetzt auch mit den Informationen, die über das Surfy Vibe bekannt sind, gerechnet werden:
- Biasspannung Schottkydioden:
-
Am Emitter des Biastreibers Q4 wurde eine Ruhespannung UE4,0 = 2,5 V gemessen, die Ruhespannung am Kollektor UE4,0 lag bei 6,4 V, so dass für die Biasspannung 3,9 V angenommen werden können.
- Biasspannung Varistor:
-
Zwischen Kathode und Anode des Biastreibers liegt, wie oben beschrieben, eine Differenzruhespannung / Biasspannung von etwa 120 V an.
- Diodendaten:
-
Es wurden einige Exemplare der verwendeten Schottkydiode BAS70-04 ausgemessen – mit folgendem Ergebnis:
-
Sperrstrom IS ≈ 1,8 nA
-
η = 1,02
-
- Varistordaten:
-
Obiges Diagramm 4.1 zeigt die statische Kennlinie einer Art „Varistordiode“ (Varistorspannung und differentieller Widerstand des Varistors abhängig vom Varistorstrom) mit den Parametern:
-
Sperrstrom IS ≈ 1,6 µA
-
η ⋅ UT = 16
Diese Kennlinie trifft die in [ robbins ] angegebenen Daten des Varistors; d. h. ein Modell einer Varistordiode mit oben genannten Parametern beschreibt das statische Verhalten des Varistors ausreichend genau und kann zum Vergleich mit einer Serienschaltung mehrerer BAS70-04 verwendet werden.
-
Mit Hilfe der Shockley-Gleichung lassen sich jetzt für verschiedene Varistor- bzw. Diodenströme die Spannungen über den Varistoren bzw. Dioden, die Biasspannungen, die differentiellen Widerstände von Varistoren bzw. Dioden und damit auch die 90°-Frequenzen berechnen:
Die Shockleygleichung in drei Umstellungen: (Zum Öffnen klicken)
\( \begin{eqnarray} I_{\textrm{D}} & = & I_{\textrm{S}} \cdot{} \left( \exp{ \left[ \frac{U_{\textrm{D}}}{η\cdot{}U_{\textrm{T}}} \right] } - 1 \right) \\~\\ U_{\textrm{D}} & = & η\cdot{}U_{\textrm{T}} \cdot{} \ln{ \left( \frac{I_{\textrm{D}}}{I_{\textrm{S}}} + 1 \right) } \\~\\ r_{\textrm{D}} & = & \frac{U_{\textrm{T}}\cdot{}η} {I_{\textrm{D}} + I_{\textrm{S}}} \tag{4.10}\end{eqnarray} \)
Zur Erläuterung: Bei UT handelt es sich um die sogenannte Temperaturspannung, unter Normalbedingungen (Zimmertemperatur) etwa 26 mV, bei IS um den Sperrstrom (bzw. reverse current) der Diode und bei der Variable η um eine Materialkonstante, die bei Schottkydioden häufig etwa gleich eins ist.
Begonnen wird mit der Biasspannung. Für die Varistorschaltung gilt:
\( \begin{eqnarray} U_{\textrm{Bias,Var}} & = & 2\cdot{}I_{\textrm{Bias}}\cdot{}R_{\textrm{Bias}} + \\&& 2\cdot{}η \cdot{} U_{\textrm{T}} \cdot{} \ln{ \left( \frac{I_{\textrm{Bias}}}{I_{\textrm{S,Var}}} + 1 \right) } \tag{4.11}\end{eqnarray} \)
Für die Diodenschaltung muss noch die Anzahl der Dioden berücksichtigt werden:
\( \begin{eqnarray} U_{\textrm{Bias,Dioden}} & = & 2\cdot{}I_{\textrm{Bias}}\cdot{}R_{\textrm{Bias}} + \\&& 12\cdot{} 2\cdot{}η \cdot{} U_{\textrm{T}} \cdot{} \ln{ \left( \frac{I_{\textrm{Bias}}}{I_{\textrm{S,Diode}}} + 1 \right) } \!\!\!\tag{4.12}\end{eqnarray} \)
Weiterhin lässt sich auch der differentielle Widerstand der beiden Varistoren aus den gegebenen Daten sowie dem Biasstrom durch den Varistor abschätzen:
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{Var,ges}} & = & \frac{1}{2} \cdot{} \frac{η \cdot{} U_{\textrm{T}}}{I_{\textrm{S,Var}}+I_{\textrm{Bias}}} \tag{4.13}\end{eqnarray} \)
Nämliches für die parallelen Diodenstrecken:
\( \begin{eqnarray} r_{\textrm{Dioden,ges}} & = & \frac{12}{2} \cdot{} \frac{η \cdot{} U_{\textrm{T}}}{I_{\textrm{S,Diode}}+I_{\textrm{Bias}}} \tag{4.14}\end{eqnarray} \)
Jetzt lassen sich – unter Verwendung von Gleichung a3 bzw. Gleichung a4 – für beide Schaltungen ein Zusammenhang zwischen Biasspannung und der 90°-Frequenz ableiten. Damit wurde in EXCEL ein entsprechendes Diagramm erstellt:
„Das sieht doch schon mal ganz gut aus!“ – die Varistoren lassen sich durchaus mit Diodenstrecken von sechs Doppeldioden BAS70-04 ersetzen. Der notwendige Hub der Biasvorspannung für eine Veränderung der 90°-Frequenz auf ein Viertel bzw. das Vierfache (graue gestrichelte bzw. gepunktete grüne Linien im Diagramm) ist erkennbar weniger asymmetrisch und, bezogen auf die Biasruhespannung, etwas kleiner.
Die Schaltung des Stellglieds
Nun, nach so viel Mathematik und Theorie zurück zum konkreten Gegenstand des Artikels – einem Effektgerät, dass die Vibratoeinheit eines alten Röhrenverstärkers Magnatone 280B nachbilden soll. Die folgenden beiden Schaltpläne (Schaltplan 4.2 und Schaltplan 4.3) zeigen die Schaltungshypothesen für beide Stufen des Stellglieds:
Die in die Schaltung „hineingemessenen“ Kondensatorwerte scheinen beim Betrachten der Schaltung zum Teil ziemlich unwahrscheinlich; deswegen im Folgenden ein paar Anmerkungen:
- Der Eingangskoppelkondensator C7:
-
Der in die Schaltung hineingemessene Wert von C7 = 10 nF erscheint plausibel.
- C8 und C9 – die Koppelkondensatoren vor dem Gates von Q2 und Q3:
-
mit jeweils 2,2 nF bilden jeweils einen Hochpass mit R10 (2,2 MΩ; f−3dB = 27 Hz) bzw. mit R10 (1,5 MΩ + 0,33 MΩ; f−3dB = 32 Hz); die Werte sind plausibel.
- Die Allpasskondensatoren C2 und C3:
-
mit jeweils 820 pF wie im Original des Magnatone 280B – plausibel.
- C4, C5, C10 und C11 – Trennkondensatoren den Diodenstrecken:
-
Signalbezogen, d. h. im Allpass in Serienschaltung mit C4 bzw. C5, müssen diese Kondensatoren wirken wesentlich größer sein als C4 bzw. C5.
In Bezug auf den Bias entsteht mit den 47 kΩ-Biasvorwiderständen R21, R23, R26 und R30 ein jeweils ein Tiefpass oberhalb der LFO-Frequenz (im Magnatone 280B: 34 Hz) – bei gleichen Vorwiderständen wie im Original sollten auch die Kondensatoren gleich groß sein, d. h. C4 = C5 = C10 = C11 = wäre plausibel.
- Der Ausgangskoppelkondensator C6 = 3 µF:
-
Der von außen hineingemessene Werte C6 = 3 µF erscheint recht groß – für einen Ausgangshochpass bei 16 Hz mit einem Pulldown R14 = 47 kΩ würde 220 nF reichen, ein (Folien)kondensator 1 µF wäre ein sinnvoller Kompromiss, falls das angeschlossene Gerät einen kleineren Eingangswiderstand hat (f−3dB wäre dann gleich 19 Hz).
- Sweep-Schalter und Koppelkondensator C1 = 2,2 nF:
-
Bei dem Sweep-Modus handelt es sich nicht, wie in Testberichten angegeben, um einen Schalter für eine wirksame interne Rückkopplung (das Ausgangssignal würde in diesem Fall über einen Signalspannungsteiler R8 = 1,5 MΩ auf R3 = 3,9 kΩ, d. h. um mehr als 50 dB geschwächt rückgekoppelt), sondern um eine Mischschaltung.
Im Original des Magnatone ist eine solche Verschaltung möglich, wenn man beide Eingänge „A“ und „B“ des Verstärkers gleichzeitig benutzt (siehe dazu auch den Gesamtschaltplan in [ magnatone ] oder auch Schaltplan 4.1); im Effektgerät wird das Signal vom Drain des Eingangs-JFET Q1 abgegriffen und, wenn sowohl Fußschalter wie auch Sweep-Schalter aktiviert sind, über C1 und R8 = 1,5 MΩ an das Gate des Ausgangs-JFET geführt und dem Effektsignal zugemischt.
C1 „sieht“ dabei in Richtung Ausgang die Widerstände R8 und R7, d. h. mindestens 1,8 MΩ. Bei dem gemessenen Wert von 2,2 nF entsteht ein Hochpass von 40 Hz – das heißt, der gemessene Wert von C2 ist plausibel.
Auswahl alternativer Dioden für das Stellglied
Kapitelinhalt:[ Überspringen ]- Messschaltungen •
- Schottkydiode BAS70-04 •
- Schottkydiode 1N60P •
- Schottkydiode 1N5817 •
- Siliziumdioden 1N4148 und 1N4148 •
- Z-Diode 3,9 V
Der Autor hatte, zum Verständnis der Schaltung des Effektgeräts, einige Exemplare der Schottkydiode BAS70-04 untersucht (d. h. deren Kennlinie aufgenommen) und dabei festgestellt, dass die Verarbeitung einer solch kleinen SMD-Diode für einen weitgehend händisch arbeitenden Amateur sehr schwierig ist. Daraus ergab sich die Frage, ob es für vergleichbare Anwendung einer Varistor-Ersatzschaltung ähnliche Dioden geben könnte, die sich in der für Amateure etablierten Technik mit gebohrten Leiterplatten einfacher und sicherer verarbeiten lassen.
Dazu wurden mit einem schaltbaren Widerstand und mehreren Voltmetern für verschiedene in Frage kommende Dioden Kennlinien und Diodenparameter ermittelt – die folgende Tabelle 4.2 fasst diese Werte zusammen. Im nachfolgenden Detailbereich (dahinter, eingeklappt) sind dann die Kennlinien der Dioden enthalten.
Diode | IS | η | rBahn |
---|---|---|---|
BAS70-04 | 1,8 nA | 1,02 | 270 Ω |
1N60P | 6,6 nA | 0,99 | — |
1N5817 | 600 nA | 1 | — |
1N4148 | 2,4 nA | 1,84 | — |
SAL41 | 0,75 pA | 1,2 | 9 Ω |
Z-Diode 3,9 V | 1,8 nA | 8 | 18 Ω |
(0,5 W) | 30 µA | 5 |
Diagramme der statischen Kennlinien der Schottkydioden BAS70-04, 1N60P und 1N5817, der Siliziumdioden 1N4148 und SAL41 sowie einer Z-Diode 3,9 V / 0,5 W. (Zum Öffnen klicken)
Messschaltungen
Schottkydiode BAS70-04
Schottkydiode 1N60P
Schottkydiode 1N5817
Siliziumdioden 1N4148 und 1N4148
Anschließend die Kennlinien und Modellparameter zweier möglicher Ersatztypen für die Diodenstrecke – die einer „klassischen“ Kleinsignaldiode 1N4148 (siehe Diagramm 4.12) und der auch im Trough-Hole-Design recht kleinen Doppeldiode SAL41 (siehe Diagramm 4.13).
Z-Diode 3,9 V
Last but not least eine Z-Diode 3,9 V – sie wurde als Serienschaltung zweier Dioden und eines Bahnwiderstands modelliert:
Die Schottkydiode 1N5817 schied aus – mit dem ermitteltem hohen Sperrstrom IS von 0,6 µA ist nur ein maximale differentieller Widerstand in Größenordnung des Quotienten der Raumspannung UT = 26 mV durch Sperrstrom IS = 0,6 µA von etwa 40 kΩ möglich.
Der Sperrstrom der (Doppel)diode SAL41 hingegen ist für diese Anwendung zu klein – bei einer Diode mit einem kleinen Sperrstrom ist für einen vergleichbar großen Diodenstrom eine größere Diodenspannung notwendig.
Letztendlich wurde, auf Basis von Gleichung a3 (für den Magnatone-Verstärker) und Gleichung a4 (für das Surfy Vibe) ein Diagramm für den Zusammenhang zwischen der Biasspannung (zwischen Anode und Kathode bzw. zwischen Kollektor und Emitter des Biastreibers) erstellt – siehe dazu das folgende Diagramm 4.15:
Die Kurve für den Magnatone ist am flachsten – hier ist ein Modulationssignal mit dem größtem Pegel notwendig. Weiterhin zeigt sich, dass – in Ruhelage des Effekts bzw. bei einer Biasspannung von 120 V umgerechnet auf 3,9 V – die 90°-Frequenz ziemlich hoch ist und zwischen zwei und drei kHz liegt.
Die Kurven für zwei mal sechs Doppeldioden BAS70-04 und zwei mal sieben Dioden 1N4148 liegen fast übereinander – von den Kennlinien her könnte die BAS70-04 also u. U. durch die 1N4148 ersetzt werden. Die Kurve für die andere Schottkydiode 1N60P ist ähnlich, aber um mehr als zwei Volt nach links verschoben – hier müsste also eine geringere Biasspannung eingestellt werden.
Die Kurven für die Z-Diode und die Dioden SAL41 sind wesentlich steiler. Das hat dreierlei Folgen. Zum einen musste die Kurve durch einen der Diodenstrecke parallelgeschalteten Widerstand im unteren Bereich ein wenig abgeflacht werden. Zum anderen ist die Auslastung des Modulationssignals besser. Allerdings ist auch die Anfälligkeit von Verzerrungen bei diesen beiden Dioden etwas höher.
Dazu ist das folgende Diagramm 4.16 möglicherweise hilfreich – es zeigt den Zusammenhang zwischen der Spannungänderung über dem Varistor / der Diodenstrecke und der Änderung von deren differentiellem Widerstand. Zum Verständnis sei noch einem auf, beispielsweise, Schaltplan 4.2 verwiesen; die Abbildung zeigt, dass die Dioden mit gleichem Strom über die Biasspannung und die beiden Vorwiderstände R23 und R30 vorgespannt werden. Ein Signal am Drain von Q2 ändert jedoch auch die Spannung über den Dioden, aber gegensinnig, wodurch zwar die Diodenspannung über der oberen Reihe von Dioden in dem Maße zu- wie über der unteren Reihe abnimmt, aber der die Änderungen des differentiellen Widerstands beider Reihen gleichen sich bei größeren Signalspannungen nicht vollständig aus.
In der Folge „sieht“ die umgebende Schaltung (Q2, C3) einen sich mit stärkerem Signalpegel stärker ändernden Widerstand der gesamten Diodenstrecke, was zu Verzerrungen führt.
Das Diagramm 4.16 zeigt nun, dass sich die Schottkydioden BAS70-04 und 1N60P sowie die Siliziumdiode 1N4148 in Bezug auf die Widerstandsänderungen ähnlich verhalten und dass sowohl bei der SAL41 als auch bei der Z-Diode 3,9 V / 0,5 W mit stärkeren Widerstandsänderungen und Verzerrungen gerechnet werden muss.
Eine Anmerkung zum Graphen für die Widerstandsänderungen in der Röhrenschaltung: Dass dieser Graph breiter verläuft, muss nicht bedeuten, dass die Röhrenschaltung weniger stark verzerrt, der breitere Graph ist möglicherweise darin begründet, dass die beiden x-Achsen im Diagramm in Bezug auf die unterschiedlichen Biasruhespannungen skaliert sind (Verhältnis 120 V zu 3,9 V, d. h. etwa dreißig zu eins). Um zu beurteilen, ob die Röhrenschaltung tatsächlich geringer verzerrt als ihre JFET-Adaption, müssten die x-Achsen auf die unterschiedlichen Signalspannungen bzw. die Signalverstärkungen beider Schaltungen (die Verstärkung vor den Stellgliedern im Magnatone 280B sowie die unterschiedliche Verstärkung innerhalb der Stellglieder) skaliert werden.
Fazit
Auch das Surfy Vibe von Surfy Industries stellt einen Versuch dar, eine historische Röhrenschaltung (das Vibrato in einigen Gitarrenverstärkern der Firma Magnatone) in Halbleitertechnik zu adaptieren. In den letzten beiden Kapiteln des Artikels zu Surfy Industries ging es wieder darum, die Schaltung des Effektgerätes zu verstehen – das vorige Kapitel beschreibt und diskutiert die Schaltung des LFO und des nachfolgenden Filters, während dieses Kapitel die Phasenschieberstufen und deren Steuerung zu ergründen sucht. Die Untersuchungen in beiden Kapiteln gestalteten sich umfangreicher als die zum Surfy Trem und führten zu keinem zwingenden Ergebnis, so dass hier erst recht keine nachbau- und kopiersichere Anleitung zum „Malen nach Zahlen“ vorgelegt werden kann (und auch nicht vorgelegt werden soll). Resultat der Untersuchungen ist eher ein „so könnte es funktionieren“:
- LFO
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Der LFO scheint, bei unterschiedlichen Bezeichnungen der Bauelemente, im Großen und Ganzen dem im Surfy Trem zu entsprechen – nur dass der Kollektor des Transistors im LFO kapazitiv belastet wird (siehe Schaltplan 3.3 im vorigen Kapitel).
- Filter
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Hier gab es die größten Unsicherheiten – eine Filterbestückung, die zu einem „schönen“ sinusförmigen Steuersignal führt, könnte dessen Pegel u. U. zu stark dämpfen, während eine geringere Filterwirkung mit einem weniger schönen Steuersignal verbunden ist (siehe das Kapitel zur Filterschaltung).
- Kathodynstufe
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Die Halbleiterbestückung der Treiberstufe ist unkritisch – das Label des SMD-Transistors legt einen BC847 nahe.
Für die beiden Filterkondensatoren hinter der Kathodynschaltung (C15 und C24) gilt das im Kapitel zum Surfy Trem gesagte (siehe hier) – es ist nicht wirklich klar, welchen Sinn diese beiden Kondensatoren haben; für einen Klangtest oder einen Nachbau des Effekts sollte man diese beiden Kondensatoren zu- bzw. abschaltbar machen.
- Biasschaltung
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Diese Stufe ist notwendig, um den Einsatzpunkt des Effektes einstellen zu können. Es wurden allerdings keine zwingenden Einstellkriterien (à la „5 V am Kollektor“) gefunden; allerdings waren in einem Exemplar des Gerätes Spannungen gemessen worden (UC,4 ≈ 6,4 V, UE,4 ≈ 2,5 V). Unabhängig davon könnte man sich mit einer klanglichen Vorgabe behelfen (z. B. eine 90°-Frequenz von 1 kHz bei deaktiviertem LFO).
- Stellglied
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Diese Stufe war der interessanteste Teil des Gerätes – es scheint Surfy Industries gelungen zu sein, die in der Originalschaltung verwendeten Varistoren durch Serienschaltungen von Schottkydioden zu ersetzen (siehe hier).
Da diese Schottkydioden BAS70-04 möglicherweise schwierig zu beschaffen und, aufgrund ihrer Größe, noch schwieriger einzusetzen (bzw. einzulöten) sind, werden im Unterkapitel „Auswahl alternativer Dioden für das Stellglied“ andere Diodentypen auf ihre Eignung als Ersatz für den Varistor untersucht. Dabei kann unter Umständen eine Neujustierung der Biasschaltung notwendig sein.
Über das Schaltungsknobeln hinaus wird in diesem Unterkapitel zum Stellglied versucht, die Funktionsweise einer solchen, für heutige technische Möglichkeiten ungewöhnlichen Schaltung zu verstehen.
Literatur
- [ robbins ]
-
Tim Robbins. Magnatone Vibrato Design; gefunden unter: www.dalmura.com.au/static/Magnatone vibrato design.pdf.
- [ magnatone ]
-
Schaltplan des Magnatone 280 B. Gefunden auf der Magnatone-Seite http://www.magnatoneamps.com; Downloadlink: http://www.magnatoneamps.com/schematics/magnatone_280B.png.