Leeres Elektronik­fach einer Gitarre

Die nächste Neuverkabelung einer Les Paul: Ein doppelter Ton­regler für den Steg-Ton­ab­neh­mer.  Ein Bass­regler am Hals-Ton­ab­neh­mer wird berechnet und schaltbar gemacht.  Die gesamte Schaltung.  Alte Potis nach­genutzt.  Basteln mit Potis, Pertinax und Pfosten­steckern – Löten auf dem Bügel­brett … Fazit & Feierabend

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Ein neuer Umbau – Tandem­potis und Bass­regler

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Ein Klang­regler für den Parallelhumbucker

Nach dem letzten Umbau, bei dem der Hum­bucker am Steg von Serien- zur Parallel­schaltung der Spulen umgeschaltet werden konnte, war aufgefallen, dass der Klang­regler am Steg-Ton­ab­nehmer für diese Einstellung nicht wie gewohnt funktionierte – bei parallel­geschalteten Einzel­spulen wurde der Klang mit dem Herunter­drehen des Klang­reglers nicht dunkel bis dumpf, son­dern eher mittig, fast wie bei einem Wah-Pedal. 

Woran mag das liegen?

Zum einen ist der Konden­sator am Klang­regler für die parallel­geschalteten Einzelspulen des Tonabnehmers zu klein – die Induktivität des Ton­ab­nehmers durch die Um­schaltung von der Serien- in die Parallel­schaltung der beiden Ton­ab­nehmer­spulen auf ein Vier­tel verringert.  Wird jetzt nicht gleichzeitig der Konden­sator­wert viermal so groß gemacht, steigt die Resonanz­frequenz für den voll zu­ge­drehten Klang­regler von etwa 500 Hz (Tonabnehmerinduktivität etwa 5 H, Konden­sator 22 nF) auf das Doppelte. 

Zum anderen ist die ohmsche Belastung durch den Rest der Schal­tung (Volumen- und Klang­regler, Verstärker­eingang) bei der Parallel­schaltung relativ gesehen nur ein Viertel so groß, so dass die Dämpfung des Ton­reglers in der Mitte des Regler­wegs möglicher­weise geringer aus­fällt. 

Wie das Problem lösen? 

Es werden zwei Konden­satoren und ein Tandem-Potentio­meter verwendet.  Jedes der beiden veränderlichen Wider­stände des Tandem­potentio­meters wird, jeweils in Serie mit einem doppelt so großen Konden­sator, einer der beiden Einzel­spulen des Ton­ab­nehmers parallel­geschaltet.  Im Falle der Serien­schaltung der beiden Einzel­spulen des Ton­ab­nehmer­spulen hal­biert sich die Kapa­zi­tät und der Wider­stand ver­doppelt sich, wäh­rend sich bei der Parallel­schaltung der Einzel­spulen des Ton­ab­nehmers die Kapazität verdoppelt und der Wider­stand halbiert. 

Die folgende Ab­bild­ung 5.1 zeigt die Ver­schaltung der beiden Spulen des Hum­buckers, des Klang­reglers und der beiden Push-Pull-Potentio­meter am Steg-Ton­ab­nehmer. 

Schaltplan

Abb. 5.1:  Ver­schaltung am Steg-Ton­ab­nehmer einer Les Paul mit zwei Push-Pull-Potentio­metern – Serien­schaltung, Einzel­spule und Parallel­schaltung der Ton­ab­nehmer­spulen. 

Ein Bass- und Höhen­regler

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Durch die Festlegung auf einen P90 als einspuliger Hals-Ton­ab­nehmer fehlte natürlich eine Aufgabe für ein Push-Pull-Potentio­meter am Volumen­regler des Hals-Ton­ab­nehmers – hier wurde im Internet eine neue Idee gefunden. 

Jon Blackstone schlägt in seinem lesens­werten Artikel „Teach Your Neck Pickup to Twang“ (siehe hier) vor, den Hals-Ton­ab­nehmer einer Gitarre viel­seitiger nutzen zu können, indem zwischen dem Ton­ab­nehmer und dem Rest der Gitarren­schaltung ein Bass­dämpfer ge­schaltet wird.  Dieser Spannungs­teiler für die Bässe besteht aus einem Potentio­meter 470 kΩ, einem „Fuß­widerstand“ 220 kΩ und einem Konden­sator 3 nF, der zwischen dem oberen Ende des Potentio­meters (dem Ein­gang des Bass­dämpfers) und dem Schleifer des Potentio­meters (dem Aus­gang des Bass­dämpfers) geschaltet wird. 

Die rechte Seite der folgenden Ab­bild­ung 5.2 zeigt das Prinzip noch einmal – im Ver­gleich zu einem „nor­malen“ Ton­regler, einer Höhen­blende. 

Schaltplan

Abb. 5.2:  Schaltungs­prinzip eines Standard-Ton­reglers und eines regel­baren Bass­reglers für die Les Paul – Schaltung nach Jon Blackstone.  Der rechts und gestrichelt angebundene Wider­stand („Steg“) fasst die zum Steg­tonabnehmer gehörende Schaltung zusammen. 

Berechnung des Frequenz­gangs

Um das Filter­verhalten dieser Teil­schaltung einfach abschätzen zu können, wird der Amplituden­gang der Schaltung formel­mäßig abgeleitet.  Dabei steht der Koef­fizient a (von 0 bis 1) hier für das mehr oder weniger auf­ge­drehte Potentio­meter: 

\( \begin{eqnarray} \frac{U_{\textrm{TA}}}{U_{\textrm{A}}} & = & \frac{(aR_1 + R_0)\,||\,R_2 } {((1\!-\!a) R_1)\,||\, \cfrac{1}{ȷωC_0} + (aR_1 + R_0)\,||\,R_2 } \tag{5.1}\end{eqnarray} \)

Anschließend werden einige Aus­drücke zunächst zusammen­gefasst – mit den zusammen­gefassten Ausdrücken Rob. und Runt. für die Wider­stände ober­halb und unter­halb des Schleifers des Potentio­meters lässt sich leichter rechnen: 

\( \begin{eqnarray} R_{\textrm{ob.}} & = & (1-a)\cdot R_1 \\~\\ R_{\textrm{unt.}} & = & (a\cdot R_1 + R_0)\,||\,R_2 \\~\\ \frac{U_{\textrm{TA}}}{U_{\textrm{A,max}}} & = & \frac{R_{\textrm{unt.}} } {R_{\textrm{ob.}} \,||\, \cfrac{1}{ȷωC_0} +R_{\textrm{unt.}} } \\~\\ & = & \frac{R_{\textrm{unt.}} } {\cfrac{R_{\textrm{ob.}} \cdot{} \cfrac{1}{ȷωC_0} }{ R_{\textrm{ob.}} + \cfrac{1}{ȷωC_0} } +R_{\textrm{unt.}} } \\~\\ & = & \frac{R_{\textrm{unt.}} } {\cfrac{\cfrac{R_{\textrm{ob.}}} {ȷωC_0} +R_{\textrm{unt.}}\cdot{} R_{\textrm{ob.}} +\cfrac{R_{\textrm{unt.}}} {ȷωC_0} }{ R_{\textrm{ob.}} + \cfrac{1}{ȷωC_0} } } \\~\\ & = & \frac{R_{\textrm{unt.}} } {\cfrac{R_{\textrm{ob.}} +R_{\textrm{unt.}} +ȷωC_0\cdot{} R_{\textrm{unt.}}\cdot{} R_{\textrm{ob.}} }{ȷωC_0R_{\textrm{ob.}} + 1 } } \\~\\ & = & \frac{R_{\textrm{unt.}}} {R_{\textrm{ob.}} +R_{\textrm{unt.}}}\cdot{} \cfrac{ȷωC_0R_{\textrm{ob.}} + 1 } {1+ȷωC_0\!\cdot{}\! \cfrac{R_{\textrm{unt.}}\cdot{} R_{\textrm{ob.}} } {R_{\textrm{ob.}} +R_{\textrm{unt.}}} } \\~\\ & = & \frac{R_{\textrm{unt.}}} {R_{\textrm{ob.}} +R_{\textrm{unt.}}} \cdot{} \cfrac{ȷωC_0R_{\textrm{ob.}} + 1 } {1+ȷωC_0\!\cdot{}\! \left( R_{\textrm{ob.}} \,||\, R_{\textrm{unt.}} \right) } \tag{5.2}\end{eqnarray} \)

Es läuft wieder auf einen bekannten Zusammenhang hinaus – die Knickfrequenzen ergeben sich aus der Parallel­schaltung des Konden­sators mit dem oberen Widerstand bzw. des Konden­sators mit dem oberen und dem unteren Widerstand.  Im Folgenden sollen also die beiden Frequenzen abgeleitet werden – zunächst die kleinere Frequenz  f1

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1}{2π\cdot{}C_0\cdot{}R_{\textrm{ob.}}} \\~\\ & = & \frac{1}{2π\cdot{}C_0\cdot{} (1-a)R_1 } \tag{5.3}\end{eqnarray} \)

Anschließend  f2

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1} {2π\cdot{}C_0 \left( R_{\textrm{ob.}} \,||\, R_{\textrm{unt.}} \right) } \\~\\ & = & \frac{1}{2π\!\cdot{}\!C_0 \left[ (aR_1 + R_0) \,||\, R_2 \,||\, R_{eing.} \,||\, ([1\!-\!a]R_1) \right]} \tag{5.4}\end{eqnarray} \)

Es zeigt sich, dass für einen Wert von a = 1 (Bass­regler voll auf­gedreht; oberer Widerstand gleich null) die Frequenzen unend­lich groß sind – es findet keine Absenkung statt.  Für den gegen­teiligen Fall (nach links gedrehter Bass­regler, a = 0) ergibt sich für  f1

\( \begin{eqnarray} f_1 & = & \frac{1}{2π\cdot{}C_0\cdot{} \left( (1-a)\cdot R_1 \right)} ~~~ \textrm{mit} ~~~ a = 0 \\~\\ & = & \frac{1}{2π\cdot{}C_0\cdot{}R_1} \\~\\ & = & \frac{1}{2π\cdot{}0{,}0033\cdot{}0{,}5} \cdot{} \frac{1}{10^{-6}\cdot{}10^{6}} \cdot \frac{\textrm{V}}{\textrm{As}} \cdot \frac{\textrm{A}}{\textrm{V}} \\~\\ & \approx & 100\,\textrm{Hz} \tag{5.5}\end{eqnarray} \)

Die Berechnung von   f2 ist ein wenig auf­wendiger: 

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1}{2π\cdot{}C_0} \cdot{} \\ && \frac{1}{ \left[ (a\cdot R_1 + R_0) \,||\, R_2 \,||\, R_{eing.} \,||\, ([1-a]\cdot R_1) \right] } \\~\\ & = & \frac{1}{2π\cdot{}C_0\cdot{} \left( R_0 \,||\, R_2 \,||\, R_{eing.} \,||\, R_1 \right)} ~~~ \textrm{(mit} ~~~ a = 0 \textrm{)} \tag{5.6}\end{eqnarray} \)

Der Gesamt­wider­stand der Parallel­schaltung: 

\( \begin{eqnarray} R_{par.} & = & R_0 \,||\, R_2 \,||\, R_{eing.} \,||\, R_1 \\~\\ & = & \frac{1}{ \cfrac{1}{R_0} +\cfrac{1}{R_1} +\cfrac{1}{R_{eing.}} +\cfrac{1}{R_2} } \\~\\ & = & \frac{1\,\textrm{MΩ}}{ \cfrac{1}{0{,}5} +\cfrac{1}{0{,}22} +\cfrac{1}{1} +\cfrac{1}{0{,}5} } \\~\\ & \approx{} & \frac{1\,\textrm{MΩ}}{ 2 +4{,}55 +1 +2 } \\~\\ & \approx{} & \frac{1\,\textrm{MΩ}}{ 9,55 } \\~\\ & \approx & 0{,}105\,\textrm{MΩ} \tag{5.7}\end{eqnarray} \)

Jetzt kann die Frequenz  f2 berechnet werden: 

\( \begin{eqnarray} f_2 & = & \frac{1}{2π\cdot{}C_0\cdot{} \left( R_0 \,||\, R_2 \,||\, R_1 \right)} \\~\\ & = & \frac{1}{2π\cdot{}0{,}0033\cdot{}0{,}105} \cdot{} \frac{1}{10^{-6}\cdot{}10^{6}} \cdot \frac{\textrm{V}}{\textrm{As}} \cdot \frac{\textrm{A}}{\textrm{V}} \\~\\ & \approx & 460\,\textrm{Hz} \tag{5.8}\end{eqnarray} \)

Das heißt, die maximale Absenkung der Bässe liegt im Bereich von etwa 100 Hz bis etwa 450 Hz und die Bässe werden bis knapp 14 dB (knapp eins zu fünf) abgesenkt. 

Soweit die Ver­hältnisse am Bass-Regler und am Hals-Ton­ab­nehmer.  Es sei darauf hin­ge­wiesen, dass sich die Ab­senkung beim Zu­schalten eines weiteren Ton­ab­nehmers deut­lich ver­stärkt, weil der weitere Ton­ab­nehmer bzw. dessen Beschaltung den Fuß­wider­stand R0 weit­gehend kurz­schließt. 

Weiterhin ändern sich die Dämpfungen und Frequenzen auch beim Anschluss an ein weniger hochohmiges Gerät schon ein normaler Verzerrer kann die Verhältnisse mehr oder weniger deutlich ändern).  Deswegen wird der Umbau so gestaltet, dass sich der Kondensator C0 austauschen bzw. sein Wert anpassen lässt. 

Linear oder Logarithmisch

Um zu ent­scheiden, welche Art von Potentio­meter verwendet werden soll, wurden mit den obigen Gleichungen und EXCEL die Frequenz­gänge für sieben Ein­stellungen (0, ein Sechstel, ein Drittel … Eins) je eines linearen oder loga­rith­mischen Potentio­meters (loga­rithmisches Potentio­meter: Mittelstellung etwa 15 %) berechnet – siehe die beiden Diagramme in Ab­bild­ung 5.3 und Ab­bild­ung 5.4

EXCEL-Diagramm

Abb. 5.3:  Frequenz­gänge für ein Bass­filter in der Gitarre – Schaltung ent­sprechend Ab­bild­ung 5.2 unter Ver­wendung eines linearen Potentio­meters. 

Nach dem linearen nun das loga­rith­mische Potentio­meter: 

EXCEL-Diagramm

Abb. 5.4:  Frequenz­gänge für ein Bass­filter in der Gitarre – Schaltung ent­sprechend Ab­bild­ung 5.2 unter Ver­wendung eines loga­rith­mischen Potentio­meters. 

Es zeigt sich, dass die Kurven beim linearen Potentio­meter deut­lich aus­ge­glichener ver­teilt sind.  Dabei ist natürlich noch zu berücksichtigen, dass das Potentio­meter auch als „normaler“ Klang­regler (als Höhen­blende) eingesetzt werden soll und hier ein loga­rithmisches Potentio­meter üblich ist. 

Die Verhält­nisse werden aller­dings deut­lich unüber­sicht­licher, wenn zum einen der Steg-Ton­abnehmer dazu­geschaltet wird – hier sperrt der Bassregler sofort Bässe und Mitten und verändert über den Konden­sator C0 mög­licher­weise auch die Resonanz­frequenz des Steg-Ton­ab­nehmers – zum anderen wird die Absenkung schwächer und weniger vorher­seh­bar, wenn die Volumen­regler beider Ton­ab­nehmer betätigt werden. 

Es kann durchaus sein, dass die unübersichtlichen Verhältnisse in der „Misch-Schaltung“ bzw. Mittel­stellung des Ton­ab­nehmer-Wahl­schalters dafür gesorgt haben, dass ein solcher Bass­regler für die Les Paul eher selten ist. 

Insofern könnte es sinn­voller sein, den Bass­regler nur dann ein­zu­setzen, wenn aus­schließ­lich über den Hals-Ton­ab­nehmer gespielt wird. 

Realisierung mit einem Push-Pull-Potentio­meter

Insgesamt wurde für den Klang­regler des Hals-Ton­ab­nehmers eine Schaltung gefunden, bei der – mit einem Push-Pull-Potentio­meter – zwischen Bass- und Höhen­regler umgeschaltet werden kann.  Dafür wurde ein vorhandenes loga­rithmisches Potentio­meter eingesetzt (siehe die folgende Ab­bild­ung 5.5). 

Schaltplan

Abb. 5.5:  Schaltung eines kombinierten Bass- und Höhen­reglers für den Hals-Ton­ab­nehmer einer Les Paul mit einem Push-Pull-Potentio­meter – Schalter­stellung Höhen­dämpfung. 

Die gesamte Schaltung

Nach den Überlegungen im Voraus soll es nun um die praktische Realisierung gehen – dazu zunächst der Schaltplan der gesamten Gitarre: 

Schaltplan

Abb. 5.6:  Schaltung der Gitarre mit umschalt­barem Ton­regler für den Hals-TA und schaltbarem Humbucker am Steg – alle Push-Pull-Potentio­meter in nicht gezogener Stellung. 

Zum schritt­weisen Ver­ständnis der Schaltung ist es sinn­voll, mit den Funk­tionen der einzelnen Push-Pull-Potentio­meter zu beginnen: 

Am Ton­regler Hals-TA (Lila Strich­linie)

Schaltet den Ton­regler für den Hals-TA von einer Höhen­blende (R1 mit C1) in eine regel­bare partielle Bass­sperre (C0 mit R1 und R0) um. 

In diesem Falle durch­läuft das Signal vom Hals-TA einen Spannungs­teiler, bestehend aus dem Ton­regler R1 und dem Fuß­wider­stand R0 sowie mit einem kleinen Konden­sator C0 zwischen Schleifer und oberem An­schluss des Ton­reglers. 

Am Volumen­regler Hals-TA (Blaue Strich­linie)

Push-Pull-Potentio­meter Aktiviert die „Bleeding-Caps“ –  eine Parallel­schaltung 220 kΩ und 220 pF (R6||C3 bzw. R7||C4) zwischen Schleifer und Ende jedes der beiden Volumen­regler. 

Am Volumen­regler Steg-TA (Orange Strich­linie)

Schaltet den Steg-Hum­bucker von der Serien­schaltung ent­weder zum ge­splitteten Hum­bucker oder zum Hum­bucker mit parallel­geschalteten Spulen. 

Am Ton­regler Steg-TA (Grüne Strich­linie)

Wurde dieses Push-Pull-Potentio­meter gezogen, wird der Steg-Hum­bucker beim „Ziehen“ des Push-Pull-Potentio­meters im Volumen­regler nicht gesplittet, sondern seine Spulen werden parallel­geschaltet (und die Resonanz­frequenz des Ton­ab­nehmers wird durch einen parallel­geschalteten Konden­sator angepasst). 

Außer­dem werden die beiden Einzel-Potentio­meter des Ton­reglers für den Steg-Ton­ab­nehmer mit den beiden Konden­satoren nicht mehr in Serie, sondern parallel­geschaltet.  Dadurch steigt aber auch die Dämpfung der Resonanz­spitze des Hals-Ton­ab­nehmers, wenn beide Ton­ab­nehmer zusammen­geschaltet werden. 

Soweit zur Erklärung der Schaltung; es folgt der praktische Aufbau. 

Der praktische Aufbau

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Verkabelung der Potentio­meter

Bei der Planung des Umbaus wurden ent­schieden, nach Mög­lich­keit die vor­handenen Push-Pull-Potentio­meter weiter zu nutzen, ohne an ihnen „herum­zu­löten“ (was ihre Lebens­dauer sicher­lich nicht ver­längert hätte). 

Ableitung von Belegung und Kabel­farben bei den nachgenutzten Potentio­metern:

Im Folgenden geht es also darum, welche Potentio­meter der vor­handenen Schaltung (siehe hier) weiter­ver­wendet wer­den können.  Nach dem Öffnen des Elektronik­fachs der Gitarre wurde folgende Belegung der Potentio­meter vorge­funden: 

Tabelle 5.1:  Beschaltung und Kabel­farben der Potentio­meter von der letzten Gitarren­verkabelung
Potentio­meter Potentio­meter-
anschluss
Schalter­kontakt (umlaufend)
A B C 1 2 3 4 5 6
Volumenswbn rt××verbunden××
Tonswbnrt (offen)××××

(Der Eintrag „ד bedeutet, dass der Anschluss mit der Platine verbunden ist; der Eintrag „rot offen“ bedeutet, dass ein rotes Kabel an das Ende des Potentio­meters angelötet, dessen anderes Ende aber isoliert wurde und weiter genutzt werden kann.

Bei beiden „Potentio­meter­typen“ (Volumen- und Ton­regler) werden die Kontakte, die mit dem Ziehen des Push-Pull-Potentio­meters verbunden werden, heraus­geführt (Kontakte 1 und 2 sowie 5 und 6); bei den Volumen­regler sind die dazu beiden hinteren Kontakte (Kontakte 3 und 4); miteinander verbunden.  Über­nommen werden können zwei der vorhandenen Potentio­meter: 

  • Eines der alten Volumen-Potentio­meter bleibt Volumen-Regler am Steg-TA sowie

  • Eines der alten Ton-Potentio­meter wird zum Volumen-Regler am Hals-TA – die beiden beim Ziehen des Potentio­meters verbunden Kontakte schalten die Bleeding-Caps an den Volumen­reglern. 

Soweit also die Belegung der beiden Volumenregler ( siehe die folgende Ab­bild­ung 5.7): 

Schaltplan

Abb. 5.7:  Beschaltung der von der letzten Ver­kabelung über­nommenen Potentio­meter – eines der Volumen­regler als Volumen­potentio­meter am Steg-TA und eines der Klang­regler als Volumen­potentio­meter am Hals-TA

Die beiden anderen schon verkabelten Potentio­meter verbleiben als Reserve – sie können in beschriebener Weise jeweils als Volumen-Regler nachgenutzt werden. 

Die „neuen“ Ton-Potentio­meter müssen neu verkabelt werden – ein Potentio­meter mit einer speziellen Ver­schaltung wahl­weise als Höhen­blende oder Bass­sperre als Ton-Regler am Hals-TA sowie ein Tandem-Potentio­meter als doppelter Ton-Regler für die beiden Einzel­spulen des Hum­buckers am Steg. 

Schaltplan

Abb. 5.8:  Beschaltung der beiden neuen Klang­regler

Aus den Farben der Kabel an den Potentio­metern können auch in die Pläne der Schal­tungen für die beiden Ton­ab­nehmer ein­ge­tragen werden – zunächst die Schal­tung für den Hals­ton­ab­nehmer: 

Schaltplan

Abb. 5.9:  Schaltung vom Hals-TA bis zum Ton­ab­nehmer-Wahlschalter

Anschließend das Pendant für den Steg­ton­ab­nehmer: 

Schaltplan

Abb. 5.10:  Schaltung vom Steg-TA bis zum Ton­ab­nehmer-Wahlschalter.  (Die zwei­buchstabigen Kür­zel bezeichnen die Kabel­farbe.

Die Platine

Nun zur prak­tischen Realisierung – Schwer­punkt ist die zu erstellende Streifen­leiter­platine.  Die folgende Ab­bild­ung 5.11 zeigt zunächst die Bestückungs­seite, die danach folgende Ab­bild­ung 5.12 die Kupfer­seite der Platine. 

Die merkwürdige Form der Platine ist notwendig, damit die Platine zwischen vier Push-Pull-Potentio­metern überhaupt in das E-Fach der Gitarre hineinpasst. 

Layout

Abb. 5.11:  Layout der zu erstellenden Platine – Bestückungs­seite.  (Die sinnlos erscheinende Brücke B19–C19 soll den Anschluss eines Humbuckers an A22–D22 ermöglichen.

Die Dar­stellung auf der Kupfer­seite soll schon etwa die Her­stellung der Platinen­form verdeutlichen (die Dar­stellung ist der Ein­fac­hheit halber gespiegelt): 

Layout

Abb. 5.12:  Layout der zu erstellenden Platine – Löt­seite.  Die Darstellung ist horizontal gespiegelt. 

Spätestens hier sind ein paar Anmerkungen nötig – zunächst zu den farbigen Linien in obiger Ab­bild­ung 5.12

  • Grüne Linien:  Das „Fünfer­raster“ zur Platzierung der Bau­elemente; kann mit einem Edding aufgetragen werden. 

  • Reihen von Kreuzen bzw. eine graue Linie:  Die Reihen der zu setzenden Cuts (auf beiden Seiten der Platine), an denen das Platinen­material gebrochen wird. 

  • Rote Linien:  Die letzt­end­lichen Außen­kanten der Platine. 

    An den senk­rechten roten Linien (quer zu den Kupfer­bahnen) wird ohne vor­herige Cuts ab­ge­kniffen, an den waage­rechten roten Linien (längs zu den Kupfer­bahnen) werden Cuts gesetzt, dann ab­ge­brochen und anschließend die rest­liche Bahn weg­gefeilt. 

    Wenn Spalte 1 der Rand des Platinen-Roh­materials ist und dort an beiden Seiten der Boh­rung genug Kupfer um die Boh­rung herum vorhanden ist (das war hier nicht der Fall), muss nicht an einer Spalte 0 ab­ge­kniffen werden – deswegen diese Linie in obiger Ab­bildung gestrichelt. 

  • Große Kreise:  Hier liegen die Löcher (Durchmesser etwas mehr als 3 mm) für die Pfosten­träger – die vier Cuts um die Boh­rung herum werden zuerst gesetzt und ver­hindern, dass beim an­schließenden hän­dischen Bohren von der Bestückungs­seite aus Kupfer­reste nur teil­weise ab­ge­rissen werden und Kurz­schlüsse ver­ur­sachen können. 

An­schließend noch einmal die Pläne – Löt- und Bestückungs­seite –, Auf­nah­men bzw.Scans“ die Anzeichnungen sowie die zu­ge­schnittene Platine mit Bohrungen, Cuts und Raster­linien: 

Bilder­tabelle 5.2Layout­entwurf, Anzeichnen, Zuschnitt und Setzen der Cuts
Lötseite
Bestückungsseite
Platinen­layouts
Fotografie BestückungsseiteLötseite mit zu setzenden Cuts
Fotografie LötseiteBestückungsseite mit Anschlüssen
Platine angezeichnet
Fotografie LötseiteAnzeichnung Lötseite
Fotografie BestückungsseiteAnzeichnung Bestückungsseite (Rote senk­rechte Linie links A0–S0 fehlt noch)
Platine zugeschnitten mit Cuts
Fotografie Lötseite mit CutsLötseite mit Cuts und Bohrungen
Fotografie Bestückungsseite mit Resten von RasterlinienBestückungsseite mit Resten von Rasterlinien

Last but not least die „Spinne“ – die verkabelte Platine mit den Potentio­metern: 

Verkabelungsskizze

Abb. 5.13: Fertig verkabelte Platine mit Potentio­metern. 

Nach dem Zuschneiden und dem Setzen der Cuts war die Platine mit Spiritus gereinigt und mit Löt­lack versiegelt worden.  Später waren mehrere Fehler fest­ge­stellt worden, die möglicherweise hier auf den Fotos auftauchen – sie wurden in den Layout­zeichnungen (Ab­bil­dung 5.11 und Ab­bil­dung 5.12) korrigiert.  Im Zweifel gilt also die Zeichnung. 

Die Pfosten­stecker

Weitere Planung verlangte die Belegung der Pfosten­stecker – es sollte möglich sein, die Schaltung später noch einmal zu verändern, ohne wieder und wieder in der Gitarre und an den Tonabnehmer-Anschluss­kabeln herumlöten zu müssen. 

Dabei hat sich die Belegung für die Pfosten­stecker des Steg-Ton­abnehmers (Hum­bucker; vier Anschlüsse) geändert.  Bei der neueren Verkabelung werden die „mittleren“ Anschlüsse nicht über Kreuz mit dem Pfosten­stecker verbunden (im Unterschied zur vorletzten Verkabelung), weil so die beiden Wider­stände parallel zu den beiden Einzel­wider­ständen des (Tandem-­)ton­potentio­meters einfacher auf der Streifen­leiter­platine angeordnet werden können.  (Die Belegung „über Kreuz“ wiederum ermöglicht u. a. eine einfachere Serien- oder Parallel­schaltung der Einzel­spulen über Jumper). 

Tabelle 5.3:  Anschlussbelegung für den Steg-Ton­abnehmer und dessen Spulen sowie den zugehörigen Pfosten­stecker. 
Anschluss TA
(Gibson)
Pfosten-
stecker
Zylinderspule +
(Humbucker­spule)
Rot Orange
Zylinderspule −
(Humbucker­spule)
Weiß Rot
Schraubenspule +
(Ton­spule)
Grün Braun
Schraubenspule −
(Ton­spule)
Schwarz Schwarz

Nach der tabellarischen Darstellung der Anschlüsse zunächst eine Doppel­skizze der Anschlüsse vom Tonabnehmer­kabel auf die Einzel­kabel des Pfosten­steckers. 

Verkabelungsskizze

Abb. 5.14: Farbschema der Verbindung der Tonabnehmer­kabel mit einem Pfosten­stecker (links der Humbucker, rechts der P90). 

Die Lötarbeiten mussten dabei „am offenen Herzen“ der Gitarre ausgeführt werden – die Pfosten­stecker sind zum Teil zu groß, als dass man sie am Basteltisch an die Tonabnehmer-Anschluss­kabel löten und anschließend durch die Kabelfräsungen der Gitarre ziehen könnte.  So wurde die Gitarre auf ein Bügel­brett gelegt und die Pfosten­stecker dort angelötet. 

Selbiges gilt für den Anschluss des Kabels zum Tonabnehmer-Schalter (siehe die folgende Abbildung 5.15): 

Verkabelungsskizze

Abb. 5.15: Stecker­belegung des Kabels zum Tonabnehmer­wahl­schalter (Toggle-Switch)

Fazit

So kurz nach erfolgtem Umbau fällt ein Fazit gewöhnlich eher kurz aus – die Platine ist nicht zu groß; Platine und Potis sind erfolgreich in die Gitarre „gestopft“ worden, wie die folgende Abbildung 5.16 mit einem Blick in das „Ratten­nest“ zeigt: 

Verkabelungsskizze

Abb. 5.16: Eingebaute Platine mit Potentio­metern im Elektronik­fach der Gitarre. 

Die Platine wies am Ende einen Fehler auf (ein zusätzlicher Cut bei B15), der mit einem Stück Draht über­brückt werden musste.  Danach funktionierte der Bass­regler über­haupt erst einmal einigermaßen wie vorher­gesehen. 

Die auch im Artikel diskutierten Werte der Kondensatoren und Widerstände – insbesondere des Bassreglers – müssen sich im praktischen Gebrauch der Gitarre „bewähren“.  Möglicherweise sind hier noch Korrekturen notwendig. 

Zu den betrüb­lichen Überraschungen gehört, dass die Potentio­meter (alt wie neu) „rascheln“ – auch wenn an den angeschlossenen Geräten (Earplug, Verstärker) eingangs­seitig keine Gleich­spannung gemessen wurde.  Ausgetauscht werden die teuren Push-Pull-Potentio­meter aber erst, wenn klarer ist, welche Schaltfunktionen der Gitarre überhaupt sinnvoll sind.